Herbert Leuninger ARCHIV

Prof. Dr. Ernst Leuninger
20. Juli 2005
Widerstand im heimischen Raum vor allem in den Gewerkschaften
Foto-Serie - Bericht

Zum Gedenken

Wenn die Gedenktafel von der Weiersteinstrasse zu den neuen Büroräumen der Gewerkschaften in dieses Haus folgt, dann wird damit zum Ausdruck gebracht, dass Gewerkschaften sich mit diesen Männern identifizieren. Gedenken heißt ein Doppeltes: Es drückt zuerst einen Dank an die aus, deren wir gedenken, zum anderen will es zum Ausdruck bringen, dass wir noch an sie denken, sie im Gedächtnis bewahren und ihr Handeln als Vermächtnis betrachten.

Es geht darum eine Zeit des Grauens in Erinnerung zu rufen und an Menschen zu denken, die sich dagegen stemmten. Für die Arbeiterbewegung zu Beginn der 30er Jahre ist zu sagen, dass sie gespalten war. Links die Kommunisten, die den Staat ablehnten und revolutionär ersetzen wollten, Rechts die Nationalsozialistische Arbeiterpartei, die den demokratischen Staat ebenso ablehnen und in eine Führerdiktatur umwandeln wollten. Dagegen waren die beiden Richtungen der demokratisch orientierten Gewerkschaften, die Sozialdemokratischen im ADGB (Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts-Bund) und die kleineren christlichen Gewerkschaften (nicht so im Landkreis Limburg). Jakob Kaiser Präsidiumsmitglied der Christlichen Gewerkschaften und Wilhelm Leuschner, als Bezirkssekretär des ADGB in Hessen war er erster stellvertretender Vorsitzender bis zur Zerschlagung der Gewerkschaften ab dem 2. Mai 1933 (in Limburg wurde das Büro der freien Gewerkschaften am 3. Mai besetzt), sind hier zu nennen, beide später im Widerstand. Nach dem 20. Juli konnte Jakob Kaiser, untertauchen Wilhelm Leuschner vom ADGB wurde verhaftet und am 29.9.1944 in Plötzensee hingerichtet. Ein letztes Vermächtnis von ihm war der Wunsch nach Einheit der Gewerkschaften.

Widerstand im heimischen Raum

Mein persönlicher Zugang zum heutigen Thema

Mein Vater hat 1933 seinen Beruf als Christlicher Gewerkschaftler verloren, das war mein Geburtsjahr. In Köln fuhr ich 1941 mit meinem Onkel Franz Leuninger im Auto durch die Stadt, ich musste bei Besuchen im Auto bleiben. Das waren konspirative Besuche, so bei Bernhard Letterhaus und Nikolaus Groß, beide später hingerichtet. Es war in Frühjahr 1944 in Mengerskirchen, einem Dorf im Westerwald, in das wir vor den Bomben in Köln geflüchtet waren. Mein Onkel Franz war aus Breslau zu Besuch. Meine Mutter fragte ihn beim Abschied: Franz, das kann doch so nicht weitergehen, es muss doch was passieren. Antwort: Es wird etwas passieren und wenn die Besten unseres Volkes ihr Leben dabei riskieren. Er hat es dabei ja auch durch Hinrichtung in Plötzensee am 1. März 1945 verloren. Wir durften das als Kinder nicht hören, hatten es aber mitbekommen. Wir wussten aber genau, dass ein solches Wissen tödlich war und wir keineswegs darüber sprechen durften. Heute bin ich stolz, dass ich einen solchen Onkel hatte.

Was ist Widerstand?

Widerstand ist ein differenzierter Begriff. Ich wende ihn hier auf drei Ebenen an.

Widerstand bedeutet für mich:

  1. Nicht anpassen
  2. Dagegen reden und handeln
  3. Änderung planen und nach Möglichkeit herbeiführen

1. Nicht anpassen

Bei der letzten freien Wahl erreichte im Landkreis Limburg die NSDAP 28% der Stimmen gegenüber 37,4% im ganzen Reich, das Zentrum, die Partei der Katholiken behielt 48% und die Sozialdemokraten, die nie so stark in unserem Gebiet waren, konnten ihre knapp 20% (17,2) behaupten. Diese Widerständigkeit des Zentrum und vor allem der Sozialdemokraten blieb bis zu ihrem Verbot erhalten und ihrer Mitglieder darüber hinaus: Bei der katholischen Bevölkerung war in der Regel innerlich eine breite stabile Ablehnung vorhanden. Das bekamen die Nazis wie auch die Katholiken immer wieder zu spüren, vor allem auch ihre Priester, von denen viele im KZ waren. Ähnlich ging es den Engagierten aus der Arbeiter-Bewegung.

2. Dagegen reden und handeln

Josef Ludwig
(groß)

Zum Widerstand gehörte zum Beispiel Johann Josef Ludwig. Er wurde am 8.9.1889 in Limburg geboren. Er war katholisch. Er erlernte in Okriftel das Spenglerhandwerk, war 1911-1918 bei der Marine, nach dem 1. Weltkrieg Mitglied in der Gewerkschaft und in der SPD.

31.8.1918 - 7.9.1933 bei der Reichsbahn beschäftigt, danach wurde er entlassen und am 31.1.1934 wieder eingestellt.

Am 28.8.1940 nach einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung in Limburg in der Grabenstrasse wurde er von der Gestapo verhaftet. Ihm wurde zum Vorwurf gemacht mit sozialdemokratisch orientierten Familien (Wolf und Walrabenstein), mit denen er Sonntagswanderungen unternahm, Kontakt unterhalten und konspirative Gespräche geführt zu haben. Das Ermittlungsverfahren wurde von der Staatsanwaltschaft Limburg geführt. Nach Verhandlung vor OHG (Strafsenat des Oberlandesgerichtes Außenstelle Frankfurt) -Kassel wegen Vorbereitungen von Hochverrat wurde er zu 1 1/2 Jahren Gefängnis in Ffm.-Preungesheim verurteilt. Nach Verbüßung der Haft war er als Schlosser in Freiendiez und bei der Reichsbahn tätig,

Am 21.8.1944 erneute Gefangennahme und Abtransport ins KZ-Dachau, dort erlag er am 2.April.1945 der unmenschlichen Haft.

Aus seinem Brief zu Weihnachten 1944 (geschrieben am 3.12.1944) aus Dachau an seine Frau und Kinder: „Und nun liebe Frau mein liebes Kätchen und auch du meine liebe Tochter Magdel. Seid ihr recht recht herzlich gegrüßt und geküsst von Eurem Vater. Hoffen wir auf ein baldiges Wiedersehen.“

Der Grund der Verhaftung waren Spaziergänge mit Familien, ich weiß von meine Cousin, dass sein Vater Franz Leuninger offensichtlich viele Gespräche bei so genannten „Familientreffen“ führte, die Frauen saßen beim Kaffee, die Kinder spielten und die Männer hatten sich zurückgezogen.

Mit Ludwig kam auch Hans Wolf vor Gericht (Auszug aus dem Urteil). Er wurde als Johann Otto Andreas Wolf in Häselrieth Thüringen am 20. Februar 1901 geboren, er war evangelisch, verheiratet und lebte mit seiner Frau in Staffel und einem angenommenen Kind in der damaligen Hermann-Göringstraße 9. Er besuchte die Volksschule, war Hilfsarbeiter und lernte dann Eisenformer. Von Oktober 1929 bis Juni 1933 war er Angestellter bei den Gewerkschaften und zugleich Geschäftsführer beim Metallarbeiter-Verband in Limburg. Ab 1933 bis 1936 war er arbeitslos, dann Bezirksvertreter einer Seifenfabrik und später kaufmännischer Angestellter bei einer Landesproduktenfirma in Limburg. Er gehörte seit 1919 dem Metallarbeiter-Verband und seit 1922 der SPD an. Von 1931-1933 war er Leiter der Sozialistischen Jugendgruppe. Auch er hatte an den Gesprächen und Ausflügen wie Ludwig teilgenommen, mit diesem und einem weiteren ehemaligen SPD-Mitglied und führten konspirative Gespräche. Als die beiden anderen 1936 sich zurückzogen, pflegte er weiter Kontakte mit ehemaligen Gewerkschaftern. Er war geständig und erhielt drei Jahre Gefängnisstrafe unter Anerkennung der Untersuchungshaft vom OHG (Strafsenat des Oberlandesgerichtes Außenstelle Frankfurt) –Kassel. Wolf kam 1943 in der Ägäis in einem Strafbataillon um.

Wolf sagte selbst einmal: „Für ihn sei…der Marxismus eine heilige Sache gewesen“.

Richard Hoin
(groß)

Richard Hoin wurde am 3.7.1879 geboren. Seit 1897 war er Mitglied der Zimmerleutegewerkschaft in Essen. Von 1899-1901 Soldat bei den Pionieren.1901 wurde er wegen Majestätsbeleidigung zu 3 Tagen Haft verurteilt. Nach der Entlassung 1901 wirkte er mit beim Aufbau der SPD. Bis 1919 arbeitete er als Zimmermann.

Von Oktober-Dezember 1918 war er Mitglied der Arbeiter- und Soldatenräte in Weilburg. Ab 1.1.1919 war er hauptamtlicher Parteisekretär im gemeinsamen Büro der Gewerkschaft.

Am 10.5.1933 erfolgte seine erste Verhaftung. Danach stand er ständig unter Polizeiaufsicht. Am 24.8.1944 erfolgte eine weitere Verhaftung. Er wurde in Schutzhaft genommen und sollte nach Dachau kommen, war aber nicht mehr transportfähig. Seine Angehörigen durften ihn abholen und er starb 1945 an den Folgen dieser unmenschlichen Haft.

Ein Mitgefangener schilderte nach dem Krieg sein Treffen mit Hoin im Gestapogefängnis in Frankfurt.

„Richard Hoin war inzwischen ein vollkommenes Wrack geworden. Er konnte nicht mehr auf seinen eigenen Beinen stehen, gegen die Wand gelehnt musste er noch gestützt werden. Der Arztschinder erklärte uns alle für transportfähig. Nur Richard Hoin wurde in eine Zelle auf die Pritsche gelegt. So bleib Hoin zurück. Ich kam mit 20 Parteifreunden nach Dachau. Wir waren alle überzeugt, dass Hoin diese Tortur nicht überstehen würde.“

Adam Gräf (1.v.l.)
(groß)

Adam Graef wurde am 19. Februar 1882 in Niederselters geboren. Nach Besuch der Volksschule lernte er das Maurerhandwerk. Seinen Wehrdienst leistete er von 1902-1904 bei den Pionieren ab. Am 1. Mai 1904 trat er in Frankfurt in den Baugewerkschaftsbund ein. 1907 wurde er in Köln SPD-Mitglied.

1910 heirate er, er hatte drei Kinder. 1915 wurde er als Reservist eingezogen und war an der Westfront im Einsatz. 1917 erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Bis 1918 lag er dann im Lazarett in Limburg. Vier Tage nach dem Waffenstillstand erneuerte er seine Parteimitgliedschaft. Er war auch aktiver Gewerkschaftler.

Auf Drängen seiner Freunde wurde er Bürgermeister der Gemeinde Niederselters von 1922 bis 1933. Im März 1933 wurde er von den lokalen Nationalsozialisten unter Führung von Eduard Lutz gewaltsam aus seinem Amt entfernt. Graef, der auch Kreistagsabgeordneter, Kreisbeigeordneter, SPD-Unterbezirksvorsitzender und aktiver Gewerkschafter war, hat in seiner Amtszeit als Bürgermeister wesentlich zum Bau der Umgehungsstraße (heute B 8) beigetragen, auf seine Initiative hin wurde ein neuer Friedhof (1927) angelegt, und zu Beginn seiner Amtszeit schuf er ein Notstandsprogramm für Arbeitslose. Am 18. September 1940 wurde der Sozialdemokrat Graef von der Gestapo in Schutzhaft genommen. Gräf verstarb 63jährig am 7. April 1945 im KZ Bergen-Belsen, als die Freiheit schon nahe war. Er war schon immer ein Gegner der NSDAP gewesen und hatte 1932 gesagt, mit den Nazis könnte man noch nicht einmal gemeinsam einen Schweinemarkt machen.

Neben Adam Graef war der stärkste Gegner des Nationalsozialismus in Niederselters war Pfarrer Rothbrust, der aus der Schweiz stammte und bei Nacht und Nebel in Zivil nach einem Gestapoverhör geflohen ist.

Ein Mithäftling schrieb nach dem Krieg an die Familie: „…am Sonntag Abend (1. April 1945) ich musste auch sonntags heizen, da kam Vater Gräf von der Kommandantur und sagte: Kamerad Schorsch, ich muss dich nun leider heute verlassen, jetzt muss ich alter Esel noch mit auf Transport. Wir kommen heute noch in den Isolierblock und kommen nicht eher raus, bis der Transport geht. Also lieber Kamerad Schorsch, wer zuerst nach Hause kommt gibt den Angehörigen Bescheid und vergesse mich nicht, beziehungsweise wenn was vorkommen sollte, meine Frau. Alles Gute auch für später und ein harter heißer Händedruck auf unser nicht Wiedersehn! Am 7. und 8. April war schon bei uns im Lager bekannt geworden, dass der ganze Transport umgekommen sei…Dieses wäre also das Ende unseres freudigen Wiedersehens und unserer Hoffnung gewesen.“

3. Änderung planen und nach Möglichkeit herbeiführen


Franz Leuninger
(groß)
Dies beabsichtigte Franz Leuninger. Er wurde am 28.12.1898 in Mengerskirchen im Westerwald als das dritte von neun Kindern geboren. Die Eltern waren Kleinlandwirte, der Vater übte im Winter das Handwerk eines Nagelschmiedes aus. Franz war schulisch sehr begabt, aber für Kinder armer Eltern gab es damals keine Chance, das Gymnasium zu besuchen. Die Familie war wie selbstverständlich in der katholischen Kirche verwurzelt. Von daher wird es auch verständlich, dass er beim Gang zur Hinrichtung nach den Aussagen des Gefängnispfarrers das Lied: „Großer Gott wir loben dich“ betete, das feierliche Lob- und Danklied der katholischen Kirche, das nur bei besonders festlichen Anlässen gesungen wird.

Nach der Schulzeit ging er in den Feldwegebau in seiner Heimat. Der Heimattradition gemäß gehörte er den Christlichen Gewerkschaften an. Im Ersten Weltkrieg musste er zu den Soldaten.

Er wurde danach Vertrauensmann des Christlichen Bauarbeiterverbandes und warb Mitglieder für den Verband in seiner gering bemessenen Freizeit. 1922 wurde er Lokalsekretär in Aachen. Danach war er Sekretär in Euskirchen und im Verbandssekretariat in Krefeld. 1927 wurde er als Bezirkssekretär nach Breslau berufen wo er, noch nicht 30 Jahre alt, als Bezirksleiter für den ganzen schlesischen Raum wirkte.

Als Hitler im Januar 1933 an die Macht kam, sah er das Ende der Demokratie und die Zerschlagung der Gewerkschaften voraus. So geschah es auch. Er war vor 1933 schon ehrenamtlicher Geschäftsführer einer im christlich-sozialen Bereich angesiedelten Heimstätte. Er übernahm nun hauptberuflich die Leitung. Es liegen Berichte vor, dass er einer ganzen Reihe von systemkritischen Menschen Arbeit in dieser Institution bot.

Franz Leuninger musste mit 40 Jahren am Polenfeldzug teilnehmen. Er schrieb später an einen seiner Brüder: „Es gibt nichts, was einen Krieg rechtfertigt, und es ist jedes Mittel erlaubt, das einen Krieg verhindert.“

Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst baute er den Widerstand in Breslau und Schlesien mit auf. Die Gewerkschafter Fritz Voigt und Oswald Wiersich gehörten zu seinen Partnern. Im Herbst traf er sich in Berlin u.a. mit Carl Friedrich Goerdeler, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Leipzig, vorgesehener Reichskanzler des Widerstandes und Jakob Kaiser. Der Bruder von Goerdeler wurde auch am 1. März hingerichtet. Es ging bei diesem Gespräch um sozial- und ernährungspolitische Fragen nach einem Umsturz. Über Goerdeler kam er auch in Kontakt mit Ludwig Beck, der als Generalstabschef des Heeres die gesamte Generalität 1938 zum Rücktritt aufforderte, um damit dem Kriegstreiben Hitlers ein Ende zu setzen. Über Fritz Voigt sind Kontakte zu Wilhelm Leuschner und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg anzunehmen. Es ist zu vermuten, dass er bei einem Kölnbesuch 1941 auch Kontakt mit dem Kölner Kreis um die KAB aufnahm.

Wenige Wochen nach dem 20. Juli 1944 wurde er verhaftet. Im Haftbefehl war u.a. zu lesen: „Leuninger hat bereits 1941/42 von dem ihm von früher gut bekannten ehemaligen sozialdemokratischen Gewerkschaftssekretär Fritz Voigt erfahren, dass gewisse Kreise des Adels und der Wirtschaft zur Herbeiführung eines Sonderfriedens mit den Westmächten eine Änderung der Regierung anstrebten. ... Auch Leuninger erklärte sich zur Mitarbeit für die neue Regierung durch Überwachung der wirtschaftlichen Organisation bereit.“ Während er im Gefängnis war, befand sich seine Frau auf der Flucht von Breslau in den Westen und seine drei Söhne waren beim Militär; einer fiel noch am letzten Kriegstag in Aschaffenburg.

In einem seiner letzten Briefe aus dem Gefängnis schrieb er: „Ich habe mein Schicksal in die Hände des Herrgotts gelegt. Wie er es macht, so wird es schon richtig sein.“

Am 26.2.1945 wurde er durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 1. März 1945 wurde Franz Leuninger in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Mit ihm gingen zwei ehemalige Gewerkschaftskollegen aus Breslau in den Tod. Es waren Fritz Voigt, der ehemalige Polizeipräsident von Breslau und Oswald Wiersich, ehemaliger Bezirkssekretär des ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund) in Schlesien. Franz Leuninger war für das Amt des Oberpräsidenten in Schlesien vorgesehen. Das führte zu seiner Verurteilung nach dem Scheitern des 20. Juli.

Aus dem Zuchthaus in Fürstenberg schreibt er am 13. Oktober 1944 an seine Brüder: „Meine Zukunft ist ja nun recht unklar, und ich möchte doch alles, soweit mir das möglich ist, in Ordnung bringen. Mit gleicher Post geht ein Brief gleichen Inhalts an Bruder Josef ab. Ich weiß nicht, ob und wann es mir möglich ist, für meine Familie zu sorgen. Deshalb, meine lieben Brüder, habe ich an Euch die große Frage und herzliche Bitte: Werdet Ihr, Josef, Alois und Schorsch für meine drei Jungen sorgen, wollt Ihr jeder je ein Vater sein, wenn ich es nicht mehr kann? Josef für Franz, Du Alois für Walter und Du Schorsch für Herbert? Wollt Ihr für sie sorgen, als ob es Eure eigenen wären?... Ich kann Euch nicht zwingen, meinen Wunsch zu erfüllen und es wird auch für Euch nicht leicht sein, ihn zu erfüllen. Ich bitte Euch aber unter Berufung auf das Wort: "Was Ihr dem geringsten meiner Brüder getan, das habt Ihr mir getan" und ich bin doch jetzt der geringste meiner Brüder."

Aus der Antwort eines Bruders sei zitiert: „…Ich will Deinem Sohn, soweit es von mir abhängt, und wenn es einmal nötig sein sollte, so Vater sein, wie meinen eigenen Kindern. Das verspreche ich Dir bei dem Andenken unserer Mutter. Unsere Familiengemeinschaft ist groß und besitzt Werte, die jedem von uns Halt und Stütze sein können. Wenn die Bitterkeit und Einsamkeit Dich überkommen wird, dann denke daran, dass wir alle Deiner in Liebe und Sorge gedenken. …Du bist nicht der Geringste, mein Bruder. Du bist der Beste, Du bist uns der Liebste.“

Für die Zukunft

In unserer Zeit wird die Welt erschüttert durch Terrorismus. Dies ist eine schlimme Pest unserer Zeit und es muss alles getan werden, dass dies ein Ende nommt.

In seinem Buch „Der SS-Staat“ machte Eugen Kogon, der selbst sechs Jahre im KZ Buchenwald war, deutlich, was es bedeutet wenn der Staat selbst den Terror zum System macht. 60 Millionen Tote hat dann der Zweite Weltkrieg weltweit gekostet.

Die Erinnerung an die Männer und auch ihre Frauen - die daheim unsäglich gelitten haben - und viele andere Menschen im aus dem Widerstand soll uns an unsere Aufgabe erinnern, alles zu tun, damit Terror in jeder Form ein Ende hat.