Herbert Leuninger ARCHIV


22. Juli 2005

Vermächtnis der Kämpfer im Widerstand
Foto-Serie

Limburg. Der Umzug der Gewerkschafts-Vertretungen von IG-Metall, IG BAU und Ver.di in die Westerwaldstraße (wir berichteten) ist mit der feierlichen Enthüllung und neuerlichen Einweihung der Gedenktafel, die heimischen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet ist, abgeschlossen worden. Dazu begrüßte der Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Frank Huber, unter anderem Stefan Schneider (Vorsitzender Ver.di), Michael Lichel (IG BAU), Dr. Ernst Leuninger, Pfarrer Herbert Leuninger von «Pro Asyl», Ehrengast Walter Leuninger (Sohn von Franz Leuninger) sowie Mitglieder des Arbeitskreises Kirche-Gewerkschaft, die den Festakt organisiert hatten.

Mit der Gedenktafel aus dem Jahre 1971 werde zum Ausdruck gebracht, dass Gewerkschaften sich mit diesen Männern identifizierten, sagte Dr. Ernst Leuninger. Dessen Vater verlor 1933 seinen Beruf als Christlicher Gewerkschafter, und dessen Onkel, Franz Leuninger, baute den Widerstand gegen die Nazis mit auf und wurde 1945 hingerichtet. Diese Zeit des Grauens müsse in Erinnerung bleiben, forderte Leuninger. Man müsse der Menschen gedenken, die sich dagegen gestemmt und so ihr Leben verloren hätten.

Einer von ihnen war der Limburger Johann Ludwig. Er wurde 1940 nach einer Hausdurchsuchung in seiner Wohnung in der Grabenstraße von der Gestapo verhaftet. Der Vorwurf: Kontakte zu sozialdemokratisch orientierten Familien. Nach eineinhalb Jahren Gefängnis und erneuter Gefangennahme erlag er im Konzentrationslager Dachau den unmenschlichen Haftbedingungen. Ein anderer, Richard Hoin, war für den Transport in ein KZ bereits zu schwach. Er starb 1945 nach einer Schutzhaft.

Hans Wolf lebte in Staffel. Sein Verhängnis waren Kontakte zu Ludwig und zu ehemaligen Gewerkschaftern. Er starb 1943 in einem Strafbataillon in der Ägäis.

Adam Gräf war von 1922 bis 1933 Bürgermeister von Niederselters. 1933 wurde er gewaltsam von den lokalen Nationalsozialisten aus dem Amt entfernt, kam 1940 in Schutzhaft und starb fünf Jahre später im Alter von 63 Jahren im KZ Bergen-Belsen.

Der Limburger Deutsch-Chilene Thomas Weber hat sich kürzlich in seiner Abiturprüfung mit dem dritten Reich beschäftigt. Im Unterricht allerdings werde Geschichte oft als abgeschlossene Epoche vermittelt, so dass kein Bezug zum Heute erkennbar sei, sagte Weber in seiner Rede. Dabei seien in den vergangenen Jahren in Deutschland mehr als 100 Menschen durch rechtsradikale Hand gestorben. Auch im Landkreis seien Skinheads keine Seltenheit. Dem müsse man entgegen treten. Da helfe aber kein Verbot . Was die Jugendlichen bräuchten, seien Perspektiven. Das heißt, Ausbildungsstellen und unbefristete Arbeitsplätze. Sie benötigten gute schulische Ausbildung, in der man auch soziale Kompetenzen erlerne. Für mehr Menschlichkeit einsetzen, forderte Thomas Weber, das sollte das Vermächtnis der Widerstandskämpfer von damals sein. (bwe)