RB. MENGERSKIRCHEN. Am ersten Weihnachtsfeiertag vollendet der Vorsitzende des Limburger Arbeitsgerichtes, Arbeitsgerichtsrat Alois Leuninger aus Mengerskirchen, sein 60. Lebensjahr. Damit erreicht ein Mann in exponierter Stellung einen bedeutsamen Markstein seines Lebens, in dem das Recht dem Menschen gegenüber Hauptinhalt ist. Bezeichnend für den Charakter des Jubilars dessen bescheidene, aber doch so inhaltsschweren Worte: "Ich bin froh, dass ich diese sechs Lebensjahrzehnte hinter mich bringen durfte."



Diesen Ausspruch versteht nicht leicht einer, der Alois Leuninger nicht persönlich kennt, der nicht weiß, wie schwer ihm viele Jahre seines Lebens waren, eines Lebens, das ganz der Öffentlichkeitsarbeit gewidmet und immer dem sozialen Verantwortungsgefühl gegenüber seinen Mitmenschen verhaftet war. Er ging seinen Weg, von dem er sich auch von politischen Widerwärtigkeiten nicht abbringen ließ. Erst nach 1945 erreichte er sein Ziel, die Erfüllung seiner Ideale.

1902 als fünftes Kind (von elf Geschwistern) eines Nagelschmiedes (Die Nagelschmiede von Mengerskirchen) geboren, arbeitete er nach seiner Schulzeit zunächst im väterlichen Betrieb, ging dann einige Jahre in den Postdienst und später ins Baugewerbe. Hier kam er bald mit den Gewerkschaften in Berührung, die seinen weiteren Weg bestimmen sollten. In Düsseldorf besuchte er von 1925 bis 1926 die Staatliche Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung, lernte dort den bekannten Arbeitsrechtler Professor Herschel kennen, war später einige Zeit beim Landesarbeitsamt in Düsseldorf tätig, wurde aber schon bald Gewerkschaftssekretär und Jugendsekretär im damaligen christlichen Bauarbeiterverband in der Verbandszentrale Berlin. Im Mai 1932 wurde Alois Leuninger Geschäftsführer des Bezirkskartells der christlichen Gewerkschaften in Köln. Daher rührt auch seine enge Freundschaft mit Jakob Kaiser und Karl Arnold, dem späteren Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen. Durch die politischen Geschehnisse des Jahres 1933 wurde er aus seiner Bahn geworfen.

Den Menschen Alois Leuninger formte die Gewerkschaftsarbeit, die ihn auch später - obwohl er kein ,,Laufbahnjurist" ist - zu seiner heutigen Stellung prädestinieren sollte. Darüber hinaus war aber immer die katholische Sozialbewegung eines seiner innersten Anliegen im Rheinland und Berlin, stark beeindruckt durch Dr. Karl Sonnenschein. Manch ein Berliner wird sich noch an seine caritative Arbeit, die er zusammen mit seiner Frau erfüllte, erinnern.

Schwer hatte Leuninger es im ,,Dritten Reich". Als Lebensgrundlage mußte er sich in Köln einen Lebensmittelladen aufbauen. 1942 wurde er Soldat, dann in Köln total ausgebombt, wodurch seine Familie wieder in seine alte Heimat Mengerskirchen zurückkehrte.

Nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft trat er im August 1945 bei der Kreisverwaltung in Weilburg ein, wurde im Oktober 1946 zum Vorsitzenden des Arbeitsgerichtes Fulda berufen, übernahm das gleiche Amt ein Jahr später in Gießen, um im Jahre 1950 das Amt des Vorsitzenden des Arbeitsgerichtes Limburg zu übernehmen. Einen tiefen Eindruck stempelte die Tatsache in sein Leben, daß sein Bruder Franz als Widerstandskämpfer auf Grund eines Volksgerichts-Urteils vom März 1945 in Plötzensee hingerichtet wurde. Kurz vorher hatte er ihn - obwohl als Soldat und selbst im engen Kontakt zu den Widerstandskämpfern - noch einmal im Gestapo-Gefängnis besuchen dürfen.

Schon mit 20 Jahren stand Alois Leuninger in der politischen Arbeit. In der Zentrumspartei im Rheinland, für die er noch 1933 ins Kölner Stadtparlament gewählt wurde, fand er die Erfüllung seiner Ideale. Nach dem Kriege gehörte Alois Leuninger dann auch gleich zu den Mitbegründern der CDU im Oberlahnkreis. Eineinhalb Jahre war er hier Mitglied des Kreisausschusses, bis ihm das neue Richtergesetz verbot, ein politisches Mandat auszuüben. Immer lagen ihm aber auch die konfessionellen Vereine und die Bildungsarbeit in der KAB, in der Jugendbewegung und in der Gewerkschaft am Herzen.

Zwei Dinge haben sein Leben bestimmt: Das Bestreben, gerechte und soziale Verhältnisse für die Menschen und deren staatsbürgerliche Freiheit zu finden. Gerade seine Kenntnisse um das menschliche Leben in allen Tiefen und Höhen haben ihn befähigt, das Amt eines Vorsitzenden eines Arbeitsgerichtes auszuüben. Für seine Tätigkeit in Limburg ist ihm die Kenntnis von Land und Leuten seiner Heimat besonders dienlich. ,,Das alles hätte ich aber nie geschafft", so drückte Alois Leuninger es in seiner Bescheidenheit aus, ,,wenn mir nicht immer meine Frau mit soviel Verständnis zur Seite gestanden hätte". Seine beiden Söhne erwählten den Beruf des Priesters, seine Tochter ist verheiratet und hat ebenfalls drei Kinder.

Zu seinem 60. Geburtstag übermittelt der ,,Nassauer Bote" Alois Leuninger herzliche Glück- und Segenswünsche.

70 Jahre