KNA
Katholische Nachrichten Agentur Rhein-Main-Dienst Nr. 1418 / 26. August 1986 |
|
Arbeitskreis Asyl spricht von Skandal Pfarrer Leuninger: Zelte im Flüchtlingslager müssen sofort weg
Seit
zehn Tagen sind in dem Lager in Schwalbach/Taunus
zusätzlich 180 Flüchtlinge in 18 Zelten
untergebracht. Zu dem ökumenischen Gottesdienst,
der seit Weihnachten von der Initiative "Gottesdienst
mit Flüchtlingen", einer Gruppe katholischer
und evangelischer Pfarrer und Christen aus den
umliegenden Gemeinden, regelmäßig
im Lager veranstaltet wird, war auch der Sozialminister
eingeladen worden. In ihrem Brief an ihn betonten
die Mitglieder der Initiative, daß nach
ihrer Auffassung die aufgestellten Zelte unter
dem Standard seien, der Flüchtlingen gegenüber
eingehalten werden müßte. Die Auffassung
von der Menschenwürde lasse nur den sofortigen
Abbau zu. Wie der im Sozialministerium zuständige
Referent für ausländische Flüchtlinge,
Regierungsdirektor Dirk Hummel, der in Vertretung
des Ministers an dem Gottesdienst teilnahm,
gegenüber KNA sagte, sind die Zelte nur
als "vorübergehende Maßnahme" gedacht.
"Sie werden so schnell als möglich abgebaut",
versicherte er. Der Aufbau der Zelte sei wegen
des nicht vorhersehbaren Flüchtlingsstromes
im Juli unumgänglich gewesen. Dem widersprach
der Sprecher des Arbeitskreises "Asyl", Pfarrer
Herbert Leuninger, Hofheim. Seiner Ansicht nach
hätte rechtzeitig Vorsorge getroffen werden
können, da der Flüchtlingsstrom in
den Sommermonaten erfahrungsgemäß
ansteige. Die Politiker schreckten allerdings
vor solchen Vorsorgemaßnahmen zurück,
"weil der Druck in der Öffentlichkeit gegen
die Asylbewerber zu stark ist". Der zugesicherte
Abbau der Zelte "so schnell als möglich",
das bedeute in einigen Wochen, sei nicht akzeptabel.
Die Zelte müßten "sofort weg".
Um
möglichst schnell Hilfe-für die betroffenen
Flüchtlinge, insbesondere die Mütter
mit Kinder, zu erreichen, bittet der Arbeitskreis
"Asyl" auch weiterhin Bürger und Kirchengemeinden,
vorübergehende Unterkünfte anzubieten.
Nach Auskunft von Pfarrer Leuninger haben sich
bereits Privatleute aber auch Pfarrgemeinden
zur Aufnahme von Flüchtlingen bereit erklärt.
(FS voraus, RMD 1418/152) |