Herbert Leuninger

ARCHIV MIGRATION

INHALT
Vorschlag einer vereinfachten Rechtschreibung

BISCHÖFLICHES ORDINARIAT LIMBURG
DEZERNAT KIRCHLICHE DIENSTE
Referat Katholiken anderer Muttersprache

30.7.1979

An die
Gesellschaft für Deutsche Sprache e.V.
Taunusstr. 11
625 Wiesbaden

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wie der Presse zu entnehmen war, beabsichtigen Sie, demnächst Vorschläge zu unterbreiten, nach denen die Groß- und Kleinschreibung in der deutschen Sprache so geordnet werden soll, dass auch Menschen „mit durchschnittlichen Schulkenntnissen" die Schwierigkeiten der Rechtschreibung meistern.

Ich möchte mich in dieser Frage zum Anwalt der nach Hunderttausenden zählenden Kinder ausländischer Arbeitnehmer machen, die ohne perfekte Beherrschung des Deutschen in Schrift und Sprache nur geringe Berufs- und Zukunftsaussichten haben.

Für sie, die in zwei Sprachen aufwachsen, wäre eine Anpassung unserer Rechtschreibung an die wohl einfachere anderer europäischer Länder eine große Hilfe. Die schulischen und beruflichen Hürden blieben bei diesen Kindern und Jugendlichen, von denen derzeit nicht einmal die Hälfte zu einem erfolgreichen Hauptschulabschluss geführt werden kann, ohnehin hoch genug.

Sollten Sie mit Ihren Vorschlägen Erfolg haben, wäre dies wohl der wichtigste Beitrag zum „Jahr des Kindes"!

Mit freundlichen Grüßen

(H. Leuninger)
Ausländerreferent