Herbert Leuninger

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21. Dezember 2007

Was bedeutet eine Krippe für die Menschen ?

Von Bernd Bude
Präsentation

Bad Camberg. Pfarrer Herbert Leuninger, viele Jahre Migrations-Referent des Limburger Bischofs, Mitbegründer, Sprecher, Europa-Referent und Webmaster der Menschenrechts-Organisation „Pro Asyl", gewährte den Besuchern des Ökumenischen Montags-Treffs im „Haus Pohl" in Bad Camberg einen interessanten Ausflug in die Welt der „Lebenden Krippen." Seit etwa Anfang des Jahrtausends erfreuen sich die „lebenden Krippen" mit kostümierten Laiendarstellern und echten Tieren wieder großer Beliebtheit. Der „Erfinder" dieser lebenden Krippen ist nach Auffassung von Herbert Leuninger Franz von Assisi, der Weihnachten 1223 sein Kloster in Greccio verließ, um mit Menschen und Mitbrüdern in einer Höhle Weihnachten zu feiern.

Leuninger begann seinen Vortrag mit einer Provokation, die bei den Zuhörern geteilte Meinungen herausforderte. Er zeigte eine Krippen-Darstellung des Londoner Wachsfigurenkabinetts, in denen Besucher die Möglichkeiten hatten, ihre Wunschbesetzung in der Krippe zusammen zu stellen. In der Krippe waren dann Victoria und David Beckham als Maria und Josef, die Hollywood-Darsteller Samuel L. Jackson und Hugh Grant, der Komiker Graham Norton, die Pop-Ikone Kylie Minogue als schwebender Engel über der Krippe und Tony Blair, Prinz Philip und George W. Busch als „Heilige drei Könige" zu sehen. Es gab Besucher, die die Darstellung als typische Selbstironie der Engländer bezeichneten. Andere sagten, Jesus gehöre nicht zu den reichen und Mächtigen, sondern er sei Gott der Armen. Die „Heiligen drei Könige", die als Zeichendeuter gelten, wären mit den aufgeführten Darstellern ohnehin falsch besetzt. Herbert Leuninger teilte indessen die Meinung des Vatikans zu dieser Krippendarstellung, die in seinen Augen blasphemisch, aber zumindest geschmacklos sei. Er bezeichnet diese Krippendarstellung als Zeichen dafür, wie fern die Krippe für den durchschnittlichen Menschen geworden sei. Dagegen lobte Leuninger die besonderen Darstellungsweisen der „Lebenden Krippen" sowohl in der Bundesrepublik als auch in Italien und Frankreich. Die „Lebenden Krippen" unterscheiden sich von Krippenspielen, aber auch von den herkömmlichen Figurenkrippen.

„Das alltägliche Leben wird mit einbezogen. Da spielen auch Handwerker, wohlhabende Damen und Herren, Bettler sowie der normale Mensch von der Straße eine bedeutende Rolle", sagte Leuninger. Insbesondere die neapolitanischen Krippen seien gute Beispiele dafür, dass das Weihnachtsgeschehen ein Teil dieser Welt sei.

Lobende Worte fand Leuninger für die verlebendigten Krippen in Visciano und Torca (Italien). Hier werde der Glaube, die Poesie und die Romantik eindrucksvoll verlebendigt. In Frankreich haben in der Nähe von Rennes in den letzten Jahren mehr als 65 000 Menschen die „Lebendigen Krippen" besucht. Der Abend stimmte die Besucher auf besondere Weise bei fairem Meinungsaustausch auf das Weihnachtsfest ein.