Herbert Leuninger

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25. Januar 2006
Hielscher will Wohnhilfe stützen
Verein besteht seit 15 Jahren
Wohnungen für mehr als 1000 Menschen vermittelt
Zuschuss des Kreises soll steigen

Der Kreis stellt der Ökumenischen Wohnhilfe zusätzliche finanzielle Unterstützung in Aussicht. Der Verein feierte am Montagabend in Kelkheim 15-jähriges Bestehen.

Main-Taunus-Kreis · „Wenn es die Wohnhilfe nicht gäbe, müsste man sie erfinden“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Hans-Jürgen Hielscher (FDP) bei der Jubiläumsfeier in der Kelkheimer Paulusgemeinde. Er ließ es nicht bei dem Lob bewenden und kündigte an, dass der Verein mehr Geld bekommen soll: Bisher zahlt der Kreis der Wohnhilfe für bis zu 25 Wohnungsvermittlungen jährlich jeweils 1500 Euro; dieses Kontingent solle aufgestockt werden, weil die Arbeit des Vereins „in Zeiten von Hartz IV eine zunehmende Bedeutung hat“, wie Hielscher sagte. Details nannte er in seinem Grußwort nicht.

Kreissprecher Johannes Latsch erläuterte am Dienstag, die Wohnhilfe solle mit Bundesmitteln unterstützt werden, die nach den Hartz-IV-Bestimmungen „zur Beseitigung von Vermittlungshemmnissen“ ausgegeben werden können. Demnach könne die Wohnhilfe eine Prämie bekommen, wenn sie Menschen eine Wohnung vermittelt, die zuvor in einem Obdachlosenheim, Frauenhaus oder einem Heim für Aussiedler oder Flüchtlinge gelebt haben. Denn eine solche Adresse erschwere die Arbeitssuche. Über die Höhe der Prämie verhandeln Kreis und Wohnhilfe laut Latsch noch. Zuschüsse sollten aber noch in diesem Jahr fließen.

Aufgrund von Hartz IV sei die Zahl der Menschen, die mit Unterstützung der Wohnhilfe eine neue Bleibe suchen, derzeit so hoch wie nie zuvor, sagte Günter Adam, Vorsitzender der Wohnhilfe. 340 Haushalte waren demnach Ende 2005 bei dem Verein registriert. Etwa ein Drittel davon sind Arbeitslosengeld-II-Empfänger und vom Sozialamt aufgefordert worden, binnen sechs Monaten in eine günstigere Wohnung umzuziehen. „Wir stoßen derzeit jeden Tag an unsere Grenzen.“

Als die Ökumenische Wohnhilfe vor 15 Jahren gegründet wurde, hätten die Schwierigkeiten von Asylbewerbern bei der Wohnungssuche den Anstoß gegeben, so Adam. Schon bald habe sich jedoch gezeigt, dass auch in der übrigen Bevölkerung die Wohnungsnot groß ist. Weil immer weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen, sei ihr Anteil auch unter den Klienten der Wohnhilfe gesunken.

Eine Erbschaft in Höhe von 50 000 Euro war der Grundstock für die Arbeit der Wohnhilfe, die sich ansonsten mit öffentlichen Zuschüssen und Spenden finanziert. Sie kommen aus Kirchengemeinden, von Stiftungen und vom Förderverein der Wohnhilfe.

Mehr als 1000 Menschen hat sie seit ihrer Gründung eine neue Bleibe vermittelt. Manchmal sei es möglich, die große Wohnung, die ein vermittelter Haushalt frei macht, an eine andere, größere Familie weiterzugeben, so Mitarbeiterin Manuela Jahnke, die mit ihrem Kollegen Dieter Hermenau für die Suche und Vermittlung der Wohnungen zuständig ist. Dritter hauptamtlicher Mitarbeiter ist Geschäftsführer Marcus Krüger, der vor 15 Jahren seine Stelle bei einer Krankenversicherung aufgab, um bei der Wohnhilfe anzufangen.

Die Wohnhilfe versucht auch zu helfen, wenn Menschen wegen Mietschulden Obdachlosigkeit droht. Dann unterstützt sie Betroffene bei Verhandlungen mit Vermietern und Behörden. Inzwischen ist sie auch selbst Hauseigentümerin. In Ortskern von Diedenbergen gehört ihr ein ehemaliges Metzgerei-Gebäude mit fünf Wohnungen. Jetzt plant die Wohnhilfe, die ehemalige Wurstküche zu einer behindertengerechten Wohnung umzubauen. Barbara Helfrich

Spenden erreichen die Wohnhilfe über das Konto 359 705 25 bei der Taunus-Sparkasse, BLZ 512 500 00. Die Mitgliedschaft im Förderverein kostet 40 Euro im Jahr. Informationen gibt es unter 0 61 92 /90 01 91.