SCHULE UND AUSBILDUNG
Volksschüler
Der Begriff "Bildungsnotstand" ist, auf den beruflichen Bereich bezogen, für
Mengerskirchen lange Zeit anwendbar. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, war den
Volksschülern bis in die Zeit von 1930 hinein der Übergang in eine
weiterführende Schule kaum möglich. Die Gründe hierfür sind verschiedener Art.
Einmal war der Besuch einer solchen Schule mit einer Internatsunterbringung
verbunden, da keine Verkehrsmöglichkeiten bestanden, die die tägliche Heimkehr
des Schülers von einer nähergelegenen Schule zugelassen hätten. Internatskosten
konnten aber nur vereinzelte Familien aufbringen. Andererseits waren die Eltern
darauf angewiesen, ihre Kinder so bald wie möglich in eine entlohnte
Beschäftigung zu bringen. So führte der Weg der männlichen Tugend als
Wanderarbeiter in das Baugewerbe und der der Mädchen meist als Hilfe in einen
städtischen Haushalt.
Die Hinwendung der männlichen Jugend, wie überhaupt der erwerbstätigen
Männer, zum Baugewerbe begann etwa nach 1880 und verstärkte sich nach der
Jahrhundertwende mehr und mehr. In manchen Nachbarorten setzte diese
Entwicklung früher und in größerem Umfang ein. Von Winkels wird berichtet, daß
im Jahre 1889 zwei Drittel der männlichen Erwerbstätigen auswärts im Baugewerbe
arbeiteten, während es in Mengerskirchen nur ein Drittel war. Das hatte seine
Ursache darin, daß dort in dieser Zeit das Nagelschmiedegewerbe von vielen noch
ganzjährig ausgeübt wurde. Diesem Erwerb gaben manche den Vorzug gegenüber dem
Los des Bauarbeiters in der Fremde. Außerdem ermöglichte die verhältnismäßig
große Mengerskirchener Gemarkung das Betreiben einer, wenn auch meist kleinen
Landwirtschaft, mit der man dann noch zeitweilig das Nagelschmieden verband.
Aber bereits im Jahre 1905 gingen schon 120 Männer aus dem Flecken als
Bauarbeiter vorzugsweise in die Industriebereiche. Dort war leichter als
anderswo ein Arbeitsplatz zu finden, der nicht nur Verdienstmöglichkeiten bot,
sondern auch gleichzeitig die Aussicht bot, sich mindestens bis zum
Facharbeiter emporzuarbeiten.
Realschullehrer Löbel, Weilburg, der nach 1950 an der Volksschule in
Mengerskirchen unterrichtete, stellte eine Untersuchung über die berufliche
Entwicklung der Schulentlassungsjahrgänge 1955/56 an und kam dabei zu folgendem
Ergebnis: Von 28 Jungen gingen 17 in das Baugewerbe, sechs wurden auswärts
Lehrlinge oder besuchten eine weiterführende Schule, vier erlernten einen
Handwerksberuf in Mengerskirchen und einer wurde Bauer. Von den 25 Mädchen
arbeiteten 14 in der örtlichen Strickerei, acht besuchten eine weiterbildende
Schule oder erlernten einen Beruf und drei blieben im elterlichen Haushalt.
Diese Untersuchung regte zur Erstellung der nachfolgenden Statistik an, die
einen größeren Zeitraum erfaßt und darzustellen versucht, welche Entwicklung
die schulentlassene Jugend in Mengerskirchen in den sieben vergangenen
Jahrzehnten genommen hat.
Schulentl.
Jahrgang |
Jungen |
Bauberufe |
sonst
Handw.. |
andere
Berufe |
weiterf.
Schulen |
elterl.
Betrieb |
1906 |
15 |
12 |
2 |
- |
1 |
- |
1917 |
15 |
13 |
- |
- |
2 |
- |
1927 |
10 |
6 |
1 |
- |
- |
3 |
1937 |
9 |
6 |
3 |
1 |
- |
- |
1947 |
7 |
3 |
4 |
- |
- |
- |
1957 |
10 |
4 |
4 |
2 |
- |
- |
1967 |
10 |
3 |
4 |
- |
3 |
- |
Insgesamt |
76 |
46 |
18 |
3 |
6 |
3 |
Schulentl. Jahrgang |
Mädchen |
fremde
Haush. |
andere
Berufe |
weiterf.
Schulen |
elter.
Betr./
Haush. |
Strik-
kerei
Mgk. |
Angest./ Berufe |
1906 |
11 |
9 |
- |
- |
2 |
- |
- |
1917 |
18 |
10 |
- |
- |
7 |
- |
1 |
1927 |
18 |
10 |
1 |
- |
7 |
- |
- |
1937 |
9 |
- |
1 |
2 |
5 |
- |
- |
1947 |
9 |
1 |
- |
- |
4 |
4 |
- |
1957 |
13 |
- |
- |
5 |
1 |
4 |
3 |
1967 |
10 |
- |
3 |
3 |
1 |
1 |
2 |
Insgesamt |
88 |
30 |
5 |
10 |
27 |
9 |
6 |
Soweit sich die Zahlen über die Berufe nicht mit der Gesamtzahl decken,
liegt körperliche Behinderung in bezug auf eine Berufsausbildung vor.
Diese Statistik erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ für alle
Schulentlassungsjahrgänge zu sein. Sie zeigt jedoch allgemein die Situation des
sie umfassenden Zeitraumes auf. Ganz gewiß trifft sie in der Zeit nach 1947
nicht umfassend den Teil der Schüler aus Mengerskirchen, der weiterführende
Schulen besuchte, wie an anderer Stelle noch darzulegen sein wird.
Ganz auffällig zeigen aber die Zahlen, daß etwa Mitte der 30er Jahre
eine Verschiebung in bezug auf die Berufswahl der Schulentlassenen
erfolgte. Die Zahl der baugewerblichen Berufe ging erheblich zurück und Mädchen
gingen fast gar nicht mehr in fremde Haushalte. Dagegen wandten sich die Jungen
anderen Handwerks- und Lehrberufen zu, ebenso wie die Mädchen verstärkt
weiterführende Schulen besuchten und auch Arbeit in einem Strickereibetrieb,
der nach 1945 in Mengerskirchen entstanden war, aufnahmen. Die geringe Zahl der
in den letzten Jahrzehnten im elterlichen Haus verbliebenen Mädchen ist
auf den Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe zurückzuführen. Im Gegensatz
zu früherer Zeit unterzogen sich die in das Baugewerbe eintretenden
Jugendlichen nunmehr in der Regel einer regulären Handwerkslehre. Weiterhin dürfte die Schulgeldfreiheit, nach 1945 eingeführt,
auch zu einem stärkeren Besuch der weiterführenden Schulen durch Kinder aus
Mengerskirchen beigetragen haben.
Wie schon festgestellt, war der Eintritt in das Baugewerbe für manchen
Volksschüler mit einem beruflichen Aufstieg verbunden. Einzelne haben sich im
Laufe der Jahre einem anderen Beruf zugewandt. Viele tauschten mit zunehmendem
Alter den Bauberuf mit dem eines kleinen oder größeren Bauern, in dem sie
zumeist das väterliche Anwesen übernahmen. Genannt seien auch die sieben Männer,
die dem Berufsstand der Bauarbeiter als Gewerkschaftssekretäre im
Zentralverband christlicher Bauarbeiter Deutschlands dienten. Sie besaßen für
diese Tätigkeit nur das, was ihnen die Volksschule vermittelt hatte und was sie
sich im Laufe der Zeit an allgemeinem Wissen und Können angeeignet hatten. Die
Arbeit setzte Begabung in Wort und Schrift und überdurchschnittliche Kenntnisse
auf wirtschaftlichem, sozialem und politischem Gebiet voraus. Als
Gewerkschaftssekretäre waren tätig: Johann Gräf in Frankfurt und Limburg, Josef
Einig in Gladbeck, Franz Leuninger in Krefeld und Breslau, Alois Leuninger in
Berlin und Köln, Wilhelm Meuser in Nürnberg und München, Wilhelm Schüssler in
Freiburg und Wilhelm Schuld kurzfristig in Düsseldorf.
Nach dem zweiten Weltkrieg trat Ernst Leuninger, auch ein Volksschüler, in
die neugebildete Einheitsgewerkschaft ein und bekleidete dort wichtige
Funktionen. Er war außerdem während einiger Legislaturperioden Mitglied des
Hessischen Landtages und übernahm später das Amt des geschäftsführenden
Direktors der Landesversicherungsanstalt Hessen.
Die Schule im Schloß
Die Raumfrage ist seit alters her ein Problem für die Schule in
Mengerskirchen gewesen. Das in 1752 neuerrichtete Schulhaus an der Kirche
erwies sich schon nach wenigen Jahrzehnten als zu klein. Deshalb erwarb die
Gemeinde 1818 das Schloß, in welchem durch bauliche Veränderungen die
erforderlichen Schulräume hergerichtet wurden. Hierzu meint Hörpel, daß die
Jugend des Fleckens den Vorzug genoß, an historischer Stätte unterrichtet zu
werden. (88 ) Insoweit war die Schule in Mengerskirchen fast allen Landschulen
überlegen.
Indessen stellten zu jeder Zeit Licht und Heizung ein Problem dar. Die in
früherer Zeit mit Holz beheizten Öfen spendeten in dem aus Basaltmauern
errichteten Gebäude im Winter nur ungenügend Wärme, und die verhältnismäßig
kleinen Fenster mit tiefen Nischen ließen das Tageslicht, zumal bei trüber
Witterung, nur unzulänglich in die Unterrichtsräume fallen. Hier trat erst mit
der elektrischen Stromversorgung des Fleckens 1923 eine Besserung ein, während
das Heizproblem auch nicht durch die spätere Verwendung neuzeitlicher Ölöfen
gelöst wurde.
Eine bauliche Förderung erfuhr die Schule des Fleckens in 1926 durch die
innere und äußere Erneuerung der Schulräume in Schloß. Die Räume wurden heller,
auch wurde das gewaltige Dach erneuert. Da es schon im Schuljahr 1913/14 zu
einer vierten Klasse kam, schaffte man einen zusätzlichen Klassenraum. Ebenso
wurden zwei Wohnungen für Lehrer mit Familie hergerichtet. Die Gemeinde
investierte unter der fortschrittlichen Leitung von Bürgermeister Schneider
fast 40. 000, -Mark, eine für damalige Zeiten beachtliche Summe. Zu der
Finanzierung bedurfte es des Einschlages eines großen Fichtenbestandes auf dem
Knoten. Auch die Innenausstattung der Räume wurde erheblich verbessert.
Anstelle der uralten Bänke mit tiefen Rillen traten moderne Sitzbänke. Dazu
kamen neue Landkarten, einfache physikalische Geräte und anderes
Anschauungsmaterial für die naturkundlichen Fächer. Trotzdem erklärte bei der
Besichtigung des Schlosses der damalige Baudezernent des Regierungspräsidenten in
Wiesbaden, daß die Unterbringung der Schule im Schloß nur ein Notbehelf sei.
Die Ziele der Schule
Nach den preussischen Schulbestimmungen führte der Ortsgeistliche als
Ortsschulinspektor im Einvernehmen mit dem Kreisschulrat die Aufsicht über die
Schule aus, was auch die Aufsicht über das dienstliche und außerdienstliche
Verhalten der Lehrpersonen, obwohl diese Staatsbeamte waren, einschloß. Auf die
äußere und innere Verfassung der Schule übten Staat und Kirche einen
bestimmenden Einfluß aus. Ziel des Unterrichtes war es, auf den Schüler
einzuwirken und ihm die Kenntnisse und Fertigkeiten beizubringen, deren er zu
seiner "irdischen und himmlischen Bestimmung " bedurfte.
Obwohl schon im Jahre 1908 ministerielle Bestimmungen forderten, in dem
Schulunterricht nicht das Heil zu sehr in der Einprägung von Kenntnissen zu
suchen, sondern mehr auf eine aktivere Betätigung der Kinder bedacht zu sein,
blieb die Schule mehr oder minder eine Lernschule. In diesem Zusammenhang ist
eine Veröffentlichung im Kreis- und Amtsblatt für den Oberlahnkreis vom B. Juli
1872 interessant, in der es heißt, daß nach einer Verfügung der Königlichen
Regierung zu Wiesbaden "der Turnunterricht in sämtlichen Elementarschulen als
obligatorischer Unterrichtsstoff eingeführt und zu diesem Zweck von den
Gemeinden Turnplätze und Turngeräte beschafft werden sollen. In kleineren
Gemeinden haben die Geräte wenigstens in einem Reck und einem Barren von
starkem und dauerhaften Holz zu bestehen."
Dieser Vorgang spricht dafür, daß die Schulverwaltung unter preussischer
Herrschaft bemüht war, auch die Volksschulen zu fördern. Inwieweit die
Volksschule in Mengerskirchen den Auftrag der genannten Verfügung verwirklicht
hat, ist nicht feststellbar. Allerdings befand sich dort im Schulhof bis in die
ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts ein standfestes aus Eiche bestehendes
Holzgerät, das als Reck zu bezeichnen ist. Ein Schüler, der von 1909 bis 1917 die
Schule besuchte, hat nur ein einziges Mal gesehen, daß unter Aufsicht des Lehrers ältere Schüler
daran Turnübungen machten. Der Stundenplan sah damals übrigens keine
sportlichen Übungen vor.
Erst die Beendigung des ersten Weltkrieges 1918 machte die Wege für neue
Unterrichtsziele frei. Dabei kam es darauf an, die geistigen Kräfte der Kinder
zu wecken. Weniger Stoff, weniger Lehren, mehr Selbstdenken! Diese Bestrebungen
wurden nicht zuletzt gefördert durch die aus dem Krieg heimkehrenden Soldaten.
Die Entwicklung ging hin zur Arbeitsschule und erfuhr noch eine Verstärkung
durch die Abberufung des Pfarrers als Ortsschulinspektor, dessen Befugnisse nun
auf einen Fachmann, nämlich den Kreisschulrat, übergingen. Ganz allmählich kam
so ein neuer Geist auch in die Schule von Mengerskirchen.
Auch in anderer Hinsicht änderte sich im Laufe der Jahre manches. So kamen
mit dem Einzug des Radios die Kinder nicht mehr, wie vor dem ersten Weltkrieg,
mit dem Läuten zur Schule, sondern nach der Uhr. Eine elektrische Klingel im
Schulhof zeigte das Ende der Pausen und der Schulstunden an. Schulzeugnisse,
halbjährlich ausgestellt -früher gab es diese nur bei der Schulentlassung -
informierten die Eltern über den Bildungsstand und die Leistung ihrer Kinder in
der Schule. Eine Auslese nach Begabung konnte nicht erfolgen. Sie war ohnedies
nicht erforderlich, denn nur ganz vereinzelt waren die wirtschaftlichen
Voraussetzungen für den Besuch einer weiterführenden Schule gegeben.
Die pädagogischen Ansätze nach dem ersten Weltkrieg, die zur selbständigen
geistigen Arbeit im Kindesalter führen sollten, die Ansätze zum Mündigsein des
Menschen, wurden jäh unterbrochen durch die "Machtergreifung" Hitlers 1933.
"Befehlen - Gehorchen", war bald die Devise auch in der Schule.
Schon 1933 wurde die bereits über zwei Jahrzehnte bestehende vierklassige
Schule in eine dreiklassige umgewandelt. Das Geld für Lehrpersonal wurde vom
Staat für andere Zwecke gebraucht. Die Schülerzahl hatte sich gegenüber früher
nicht verändert. Sie lag bei 240 und mehr und mußte nun wieder in drei
Klassen unterrichtet werden, was mitunter zu Klassenstärken von 80 und mehr
Kindern führte. Die untere Klasse, welche zwei Schuljahrgänge umfaßte, hatte
entsprechend weniger Kinder. Erst nach Beendigung des zweiten Weltkrieges
konnten die hoffnungsvollen Ansätze für einen neuen Geist in der Schule wieder
aufgenommen werden. Mit Energie wurde die eingeleitete Entmündigung wieder
aufzuheben versucht. Als Ziel galt die Erziehung der Kinder zu freien Menschen.
Hierzu gehörte der Respekt vor der Menschenwürde, die körperliche Bestrafung in
der Schule nicht zuließ. (89)
Die Lehrer
Der erste Lehrer in dem in Rede stehenden Zeitraum war Johannes Wengel, und
zwar von 1864 bis 1894. Nach mündlichen Äußerungen von älteren Mitbürgern, die
zu ihm in die Schule gegangen sind, hat er sich eines guten Rufes erfreut. Da die Schule schon seit 1821 einen zweiten
Lehrer hatte, leitete Wengel die Schule. Sein Nachfolger im Amt war Johannes
Hilger aus Mengerskirchen, der schon seit 1885 an der dortigen Schule
unterrichtete. Er verstarb im Jahre 1929. Als die Schule vor der
Jahrhundertwende dreiklassig wurde, stand der neugebildeten Klasse eine
Lehrerin namens Ohl vor.
Durch Versetzungen wechselten im 20. Jahrhundert die Lehrkräfte an der
Schule in Mengerskirchen oft, so daß es nicht opportun erscheint, sie an dieser
Stelle alle namentlich aufzuführen. Es sollen deshalb nur die genannt werden,
die durch ihr Amt oder ihre Person einen besonderen Bezug zur Volksschule des
Fleckens haben.
Die Hauptlehrer nach Hilger:
1929 - 1949 |
Franke
|
1949 - 1957 |
Pohlner
|
1959 - 1964
|
Seidel |
ab 1964
|
Horz
als Rektor |
Es seien noch genannt Josef Schermuly aus Mengerskirchen, der seit 1947
Lehrer an der Schule ist, und Josef Schnorr, ebenfalls ein Mengerskirchener
Bürger, der von 1946 bis 1947 Lehrer der Schule war. Gottfried Maxeiner war von
1921 bis zu seiner Versetzung nach Wetzlar in 1939 Lehrer an der Volksschule in
Mengerskirchen. Erlebt seit seiner Pensionierung wieder im Flecken. Die
Lehrerin Fräulein Hannappel war eine nahe Verwandte des früheren Pfarrers
Hannappel in Mengerskirchen. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts
unterrichtete sie immer die "Kleinsten" bis zu ihrer Versetzung in den
Ruhestand Mitte der zwanziger Jahre.
Der Weg in die weiterführenden Schulen
- Bischöfliche Konvikte -
Bei der Darstellung von Möglichkeiten für Mengerskirchener Volksschüler zum
Besuch weiterführender Schulen in früherer Zeit ist auf eine Einrichtung zu
verweisen, die von kirchlicher Seite geschaffen wurde. Der Anstoß dazu ging von
einem Rundschreiben des Bischofs von Limburg aus dem Jahre 1848 aus, das die
Errichtung eines Knabenseminars betraf. In diesem heißt es: "Seit dem Antritt
Unseres Bischöflichen Amtes hegen wir das sehnlichste Verlangen nach einer
Pflanzschule des Klerus in dem Geiste und Sinne unserer heiligen Kirche, welche
in der 23. Sitzung des Konziliums von Trient angeordnet hat, daß in jeder
Diözese eine dem Bedürfnis entsprechende Anzahl von Knaben, deren Anlage und
Neigung zur Hoffnung berechtigen, daß sie sich für immer dem Kirchendienst
widmen werden, unter der obersten Aufsicht und Leitung des Bischofs
gemeinschaftlich, und zwar nach Maßgabe des elterlichen Vermögens teils gegen
eine größere oder geringere Vergütung, teils unentgeltlich, verpflegt und für
ihren erhabenen Beruf erzogen und unterrichtet werden sollen. " ( 90 )
Aus den aufgeführten Anregungen des Bischofs ergibt sich, daß er eine Schule
im Auge hatte, die ausschließlich der Heranbildung des Klerus dienen sollte.
Dazu ist es indessen nicht gekommen. Vielmehr wurden in den Kleinstädten
Montabaur und Hadamar nichtkirchliche öffentliche Gymnasien geschaffen, die
aber eine erhebliche Förderung von kirchlicher Seite erfuhren, und zwar durch
die Einrichtung von sogenannten Bischöflichen Knabenkonvikten, die man als
Heime für solche Schüler bezeichnen kann, welche nicht am Schulort wohnten und
daher auf eine Heimunterbringung angewiesen waren. Diese Einrichtung wurde nicht
nur von den Schülern und den Erziehungsberechtigten sehr geschätzt, sondern
auch von den Schulen. So heißt es in bezug auf den schnellen Aufstieg, den das
Gymnasium in Montabaur zu verzeichnen hatte: "Daß auch die Schüler das Ihre
leisteten, dafür sorgte das von Anfang an mit der Anstalt verbundene
Bischöfliche Konvikt, 1866 eingerichtet, das einen beträchtlichen Teil der
Schüler unter geistlicher Leitung beherbergte und zu guter Zucht und
regelmäßiger Arbeit anhielt. " ( 91 )
Für Mengerskirchen dürfte das Hadamarer Konvikt die größere Bedeutung gehabt
haben wegen der geringeren Entfernung. Die Bedingungen für die Aufnahme in ein
Konvikt waren günstig. Es heißt: "Wie aus Berichten jener Zeit hervorgeht,
flossen dem Konvikt reichlich Spenden zu. " Ein Vorgang, der auch manchem
Konviktzögling zugute kam. Aus dem Inhalt des Bischöflichen Sendschreibens 1848
ist zu entnehmen, daß auch Knaben unvermögender Eltern dort untergebracht
werden konnten. In der Praxis war es wohl anders, nicht zuletzt auch wegen der
in jener Zeit in manchen Kreisen bestehenden Vorurteile gegenüber ärmeren
Schichten.
Das Verhältnis der Schüler zu den Konvikten wurde von Anfang an durch
entsprechende Vorschriften geregelt. So hatte jeder Junge beim Eintritt in das
Konvikt mitzubringen: "1 Kappe, 2 Oberröcke, 2 lange Beinkleider, 2 Westen, 2
Halsbinden, 6 Hemden, 6 Paar Socken, 2 Unterbeinkleider, 6 Sacktücher, 3 Paar
Schuhe, 1 Kamm, 1 Zahnbürste, 1 Paar Pantoffeln, ferner 1 Oberbett und 1
Unterbett mit Kissen und Bezügen. Die Bettlade und den Strohsack stellt die
Anstalt. " ( 92 ) Für die Verpflegung im Konvikt war für das Quartal eine
Pensionspreis von 250 fl. (250 Gulden) festgesetzt. Im Notfall nahm das Haus
auch Naturalien entgegen. (93 )
Den vorstehend aufgeführten Bedingungen ist zu entnehmen, daß zu jener Zeit
nur ein ganz geringer Prozentsatz der Bürger von Mengerskirchen über die
materiellen Voraussetzungen verfügte, einen Sohn in das Bischöfliche Konvikt
nach Hadamar zu schicken.
Die Bischöflichen Konvikte sollten ursprünglich der Heranbildung des Klerus
dienen. Sicherlich ist dieses Ziel im Laufe der Jahre durch den offenbar
starken Andrang beeinträchtigt worden. Ein Erlaß des Bischöflichen Ordinariats
untersagte Ostern 1928 den Konvikten die Aufnahme von Schülern, die nicht
Theologen werden wollten. Diese Maßnahme wurde jedoch nach einem Jahr rückgängig gemacht.
Im März 1939 wurde das Konvikt in Hadamar durch die NSDAP einer
anderen Bestimmung zugeführt. Hierdurch wurden auch drei Schüler aus
Mengerskirchen unmittelbar betroffen. Als Gründe für die Schließung des
Konviktes "führt die Gestapo an, daß die leitenden Geistlichen ihrer
Erziehungsaufgabe und Aufsichtspflicht nicht genügend nachgekommen seien". Die
Geistlichen wurden verhaftet und 13 Tage gefangen gehalten. "Die Schüler
durften drei Tage das Haus nicht verlassen und wurden dann nach Verhören durch
die Gestapo nach Hause geschickt (94)
Über das Bischöfliche Konvikt in Hadamar sind im Laufe der Jahrzehnte junge
Menschen aus Mengerskirchen, wenn auch vereinzelt, in die Lage versetzt worden,
sich einem Studium, und zwar vorwiegend dem der Theologie, zu widmen, letztere
in der Absicht, Priester zu werden. Diese Ausbildung warf hinsichtlich der
Finanzierung mitunter für die Familie des Studierenden Probleme auf, die durch
die Aufnahme von Darlehen u. ä. überbrückt werden mußten.
Lehrerausbildungsstätten
In der Lehrerbildungsanstalt in Montabaur erhielten in den Jahren von 1874
bis 1887 vier Volksschüler aus Mengerskirchen ihre Ausbildung. Franz Wengel,
der von 1864 bis 1896 Lehrer in Mengerskirchen war, ging auch aus der
vorgenannten Anstalt hervor, ebenso sein Nachfolger Johannes Hilger aus
Mengerskirchen. ( 95 ) Letzterer bereitete sich in Fritzlar in der dortigen
Präparandenanstalt auf den Besuch des Seminars in Montabaur vor.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestanden in Montabaur Einrichtungen
für die Ausbildung von Lehrern. Diese zu Beginn unzulänglichen
Ausbildungsstätten wurden im Laufe des Jahrhunderts den Bedürfnissen
entsprechend umgestaltet und weiter entwickelt. Am Ende dieser Entwicklung
stand das Lehrerseminar, dessen Besucher ab 1887 in einer dortigen
Präparandenanstalt eine dreijährige Vorbildung erhielten; der Besuch des
Lehrerseminars dauerte ebenfalls drei Jahre. Das Schulgeld wurde 1889 auf 100,
-- Mark jährlich festgesetzt, wovon mindestens 10 % würdigen und bedürftigen
Schülern zugute kamen. Die in dem Internat untergebrachten Schüler hatten für
die Verköstigung täglich 60 Pfennige zu zahlen. Die in Privatquartieren
untergebrachten Seminaristen zahlten dagegen für Kost und Wohnung täglich 1, 40
Mark. ( 96 ) Die Präparandenanstalt wurde 1923 aufgehoben, das Lehrerseminar
1926. Nun mußten Schüler, die Lehrer werden wollten, nach Verlassen der
Volksschule ein Gymnasium besuchen und anschließend die Pädagogische Akademie.
Außer den bereits Genannten sind in späteren Jahrzehnten an den
Lehrerbildungsanstalten in Montabaur weitere Mengerskirchener Volksschüler als
Lehrer ausgebildet worden. Ebenfalls vereinzelt besuchten Schüler aus Mengerskirchen höhere Schulen auch an anderen Orten, wo sie in
der Regel bei Verwandten wohnen konnten, um so höhere Kosten zu ersparen. Einer
von diesen erfuhr seine Ausbildung zum Lehrer sogar in Oberglogau in Schlesien.
Ein anderer wurde über ein Alumnat in Boppard der weiterführenden Schule
zugeleitet.
Das Gymnasium in Weilburg
Erst im .Jahre 1939 trat in den Möglichkeiten zum Besuch weiterführender
Schulen ein grundlegender Wandel für Mengerskirchen ein. Von da ab besuchten
die ersten Schüler das Gymnasium in Weilburg. Sie wird man als Pioniere in
diesem Bereich bezeichnen können. Die Entwicklung zeigt aber auch eindeutig,
daß der seitherige geringe Besuch weiterführender Schulen nicht in einer
mangelnden Bildungsbereitschaft der Bevölkerung des Fleckens zu suchen ist,
sondern durch die Verhältnisse bedingt war. Pfarrer Johannes Spitzhorn hat
diese Entwicklung beachtlich gefördert, und zwar dadurch, daß er Schüler, die
höhere Schulen besuchen wollten, in Fremdsprachen unterrichtete, so daß sie in
die z. oder 3. Klasse aufgenommen werden konnten.
Der Volksschüler Bernhard Buckard aus Mengerskirchen, der später das
Gymnasium in Weilburg besuchte, berichtet aus seiner Erinnerung folgendes: "Als
zum Schuljahrbeginn 1939 das Konvikt in Hadamar durch die NSDAP aufgelöst
wurde, war der Besuch des dortigen Gymnasiums durch Schüler von Mengerskirchen
nicht mehr möglich, da es an entsprechenden Verkehrsmöglichkeiten fehlte. Ich
legte daher zu Ostern 1939 meine Aufnahmeprüfung am Weilburger Gymnasium ab und
wurde auf Grund meiner Vorbereitung durch Pfarrer Spitzhorn in die dritte
Klasse aufgenommen. Drei weitere Schüler aus Mengerskirchen, die bis dahin das
Hadamarer Gymnasium besucht hatten, wechselten ebenfalls zum Gymnasium nach
Weilburg über.
Zunächst bestand zwischen Mengerskirchen und Weilburg keine geeignete
Verkehrsmöglichkeit, so daß die Schüler den Weg zur Schule mit dem Fahrrad
zurücklegen mußten. Die Hinfahrt war in 1/2 Stunde zu schaffen; der Weg zurück
dauerte dagegen 1 1/2 Stunden, denn es ging dabei meist bergauf.
Ende 1939 richtete die Post eine zusätzliche Linie ein. Die
Schülerwochenkarte kostete 3, 60 Mark. Die Abfahrt in Mengerskirchen war um 6.
45 Uhr und die Rückfahrt ab Weilburg um 13. 45 Uhr. Der Bus fuhr abwechselnd
entweder über Winkels, Probbach, Löhnberg oder über Waldernbach, Rückershausen,
Reichenborn, Barig, Merenberg. Da mit dem gleichen Bus auch Erwachsene zum
Einkauf usw. fuhren, war derselbe zumeist überfüllt. Die Schüler boten den
Erwachsenen ihre Plätze an; dennoch konnte man von dem Fahrer oder auch von den
Mitfahrenden hören "die Schüler können stehen, die haben den ganzen Vormittag
gesessen".
Die Postbusse waren damals zumeist in keinem guten technischen Zustand und
sehr reparaturanfällig. Mitunter kam aus Löhnberg, wohin der Bus schon in der
Frühe Arbeiter gefahren hatte, der Anruf des Fahrers nach Mengerskirchen:
"Liege in Löhnberg, habe Motorschaden und muß in die Werkstatt." In diesen
Fällen mußte auf das Fahrrad zurückgegriffen werden, mit dem es dann in
halsbrecherischer Fahrt nach Weilburg ging, um keinen Unterricht zu versäumen.
Im Winter häuften sich die Ausfälle des Busses. Schon bei relativ wenig Schnee
oder Eis kam der Bus nicht zurück, wobei nicht selten der Eindruck entstand, daß
es manchmal am guten Willen gefehlt hat, die Fahrt durchzuführen. In späterer
Zeit benutzten ältere Schüler auch das Motorrad.
Im strengen Winter 1940/41 kam der Verkehr zwischen Mengerskirchen und
Weilburg vollständig zum Erliegen. Bedingt durch Kohleknappheit fand der
Unterricht in Weilburg an jedem zweiten Tag von 8.00 bis 15.00 Uhr statt. Die
Schüler gingen damals zu Fuß oder liefen mit Skiern querfeldein bis nach
Löhnberg (15 km), um von dort mit der Eisenbahn nach Weilburg zu fahren. In der
Dunkelheit morgens um 5.00 Uhr erfolgte der Abmarsch von Mengerskirchen und im
Dunkeln kam man wieder zu Hause an. In einem Zeugnis zu Ostern 1941 steht
unter der Rubrik 'Bemerkung' : 'Der Schüler hat trotz schwierigster
Wegeverhältnisse nicht eine Stunde versäumt. '
Ähnliches weiß ein Volksschüler zu berichten, der nach der Schulentlassung
in 1943 mit Schulkameraden aus Mengerskirchen die Handelsschule in Wetzlar
besuchte, weil es weder in Weilburg noch in Limburg eine entsprechende
Möglichkeit gab. Er schreibt: "Wir fuhren etwa um 5. 15 Uhr mit dem Postbus von
Mengerskirchen nach Löhnberg. Dort mußten wir eine halbe bis dreiviertel Stunde
im Wartesaal verbringen, bis wir mit dem Zug nach Wetzlar fahren konnten, wo
wir auch wieder eine erhebliche Zeit bis zum Schulbeginn hatten. Mittags fuhren
wir etwa um 14. 00 Uhr mit dem Bus zurück. In 1944 fuhr in der Frühe überhaupt
kein Bus mehr von Mengerskirchen in Richtung Löhnberg, so daß wir
Handelsschüler entsprechend früh nach Winkels laufen mußten, um dort den Bus zu
erreichen. Im Herbst 1944 stellte die Handelsschule in Wetzlar den Unterricht
ein, weil die Schüler als Flakhelfer eingezogen wurden und die Schülerinnen in
der Rüstungsindustrie arbeiten mußten. Uns Westerwälder hatte man allerdings bei
dieser Aktion wohl vergessen.
Da ich weiter eine höhere Schule besuchen sollte, erhielt ich bei Pfarrer
Spitzhorn Sprachunterricht in Englisch und Latein und konnte dann am 7.11.1945,
als das Gymnasium in Weilburg den Unterricht wieder aufnahm, in die Obertertia
eintreten. Damit sparte ich zwei Jahre Schulzeit."
Die zum Teil starken Winter in den Kriegsjahren 1938/45 brachten zusätzlich
Erschwernisse für die Schüler, die auswärts weiterführende Schulen besuchten,
mit sich. Diese bestanden nicht nur in den beschränkten Verkehrsmöglichkeiten,
sondern auch in den Gefahren durch feindliche Flugzeuge, die in der letzten
Phase des Kriegsgeschehens die Verkehrswege gefährdeten. Zu alldem kam noch der Ausfall von Unterrichtsstunden
durch Heizmaterialmangel, der sich bis in das Schuljahr 1948/49 bemerkbar
machte.
Den Schülern aus Mengerskirchen, die das Gymnasium besuchten, zollte Dr.
Heinrich Schwing, ehemals Direktor dieser Schule, besondere Anerkennung für
ihre Haltung in der damaligen Zeit. Er äußerte sich wie folgt: "Manchen
Schülern war, es wegen der Verkehrsschwierigkeiten ganz unmöglich, zur Schule
zu kommen, vor allem Omnibus- und Radfahrern. Besonders anerkennend war,
daß die Schüler aus Mengerskirchen, um nicht zu viel zu versäumen, in
geschlossenem Trupp vom Westerwald herunterkamen und wieder heimkehrten." (97
)
Im letzten Kriegsjahr konnten Schüler aus Mengerskirchen die unteren Klassen
eines Frankfurter Gymnasiums, das aus kriegsbedingten Gründen im Hildegardishof
in Waldernbach untergebracht war, besuchen.
Eine wesentliche Erleichterung für den Besuch weiterführender Schulen trat
für Mengerskirchener Volksschüler nach 1945 mit dem Ausbau des Omnibusverkehrs
nach Weilburg und Limburg ein. Welche Rolle der Busverkehr in der
darauffolgenden Zeit spielte, ersieht man daraus, daß an den Schultagen im
Jahre 1972 täglich mehr als 80 Jugendliche die Omnibusse nach Weilburg
benutzten, unter ihnen auch Lehrlinge und Jungarbeiter. Die in der
Ausbildungsstatistik aufgeführten Jahrgänge 1957 und 1967 weisen
verhältnismäßig wenige Schüler, die weiterführende Schulen besuchten, auf. Das
ist durch die schematische Auswahl der Jahrgänge bedingt. Mit anderen
Jahrgängen zusammen ergibt sich ein anderes Bild. So besuchten von den 25
Volksschülern des 4. Schuljahres 1964 je zwei die Realschule und das Gymnasium.
In 1969 waren es bei gleicher Klassenstärke fünf Realschüler und sieben
Besucher des Gymnasiums, und im 4. Schuljahr 1973/74 wechselten von 42 Schülern
acht zur Realschule und elf zum Gymnasium über. ( 98 ) An dieser Stelle
sei auch auf die Tatsache hingewiesen, daß von 1946 bis 1974 am Weilburger
Gymnasium 27 ( 99 ) und an anderen Schulen zwei Schüler die Reifeprüfung
ablegten. Fünf waren es in 1975. Eine weitaus größere Zahl verließ mit der
Mittleren Reife das Gymnasium oder die Realschule.
Im letzten Jahrzehnt besuchten auch Schüler Handels- und andere Fachschulen
in Weilburg, Limburg und Wetzlar sowie das Gymnasium in Limburg.
Die neue Schule
Trotz der Tatsache, daß schon seit Jahren, ja Jahrzehnten auch höhere
Schulverwaltungsorgane d•.e Unterbringung der Schule im Schloß als höchst
unzulänglich bezeichneten, kam es verhältnismäßig spät zu Aktionen und
Maßnahmen, die auf einen Schulneubau hinwirkten. Es waren ja nicht nur die zu kleinen Unterrichtsräume, welche zu beanstanden
waren.
Es fehlte auch an Lehrmittel-, Fach- und Gruppenräumen, die Toilettenanlagen
waren mehr als veraltet und der Schulhof ganz und gar nicht den Bedürfnissen
entsprechend.
Erst Anfang der 60er Jahre wurden zunächst von einer politischen Gruppe
Initiativen entwickelt, die auf eine Änderung der Schulverhältnisse
hinzielten. In diesem Rahmen unternahm man auch den Versuch, Winkels, das sich
ebenfalls mit dem Neubau einer Schule im Ort beschäftigte, für einen
gemeinsamen Schulneubau der beiden Orte zu gewinnen, der aber scheiterte. Die
weitere Entwicklung schildert Rektor Horz so: "Seit Anfang der 60er Jahre waren
die Gemeindegremien bemüht, eine neue Schule für Mengerskirchen zu schaffen.
1965 war Mengerskirchen als Standort für eine Hauptschule vorgesehen.
Mengerskirchen, Waldernbach und Probbach schlossen sich zu einem Schulverband
zusammen, es fehlten noch Dillhausen und Winkels. Dann kam es zur neuen
Schulkonzeption für den Westerwaldraum. 1969 wurde im Kreistag festgelegt, daß
Mengerskirchen eine zweizügige Grundschule erhalten sollte. Doch trotz
unserer bedrückenden Schulraumverhältnisse ließ der Baubeginn auf sich warten.
"
Der entscheidende Anstoß zur Errichtung einer neuen Schule ging von der
Kreistagssitzung am 19. April 1971, die in der Gesamtschule Weilmünster
stattfand, aus. Zu Punkt 9 der Tagesordnung berichtete der Landrat als
Vorsitzender des Kreisausschusses auf Antrag des damaligen
Kreistagsabgeordneten aus Mengerskirchen über die Grundschule Mengerskirchen.
Der Bericht führte zu einer eingehenden Aussprache, an der sich insbesondere
zwei Abgeordnete aus dem Raum Mengerskirchen beteiligten. Hierbei hob der
Antragsteller hervor, daß, wenn es in Hessen eine Grundschule gebe, die sich in
einem schlechteren Zustand befinde wie die von Mengerskirchen, diese dann
zuerst gebaut werden möge.
Es kam dann nach einem entsprechenden Beschluß des Kreistages zur Bildung einer Delegation aus Mitgliedern des Kreistages, der auch zwei Mitglieder
des Schulelternbeirates aus Mengerskirchen angehörten, die nach ganz kurzer
Zeit ein Gespräch mit den zuständigen Regierungsstellen in Wiesbaden führte,
das von dieser Seite gut vorbereitet war und den alsbaldigen Beginn des
Schulneubaues erkennen ließ. Am 1. März 1972 erfolgte der erste Spatenstich
durch den 1. Kreisbeigeordneten Macherey. Bereits schon am 19, Oktober konnte
das Richtfest gefeiert werden und genau nach 16 Monaten Bauzeit war die
Schule fertiggestellt. Sie ist als zweizügige Grundschule konzipiert, hat
acht Klassenräume mit vier Nebenräumen, die von je zwei Klassen genutzt werden
können. Vorgesehen sind weiter auch zwei Räume für Vorschulklassen. Der obere
Trakt der neuen Grundschule enthält die Klassen-, Lehrmittel- und
Fachkunderäume. Im Erdgeschoß befinden sich das Informations- und
Versammlungszentrum, die Verwaltungsräume, Lehrerzimmer und Büchereien, sowie
ein naturkundlicher Raum. Für jeden Stock gibt es auch die
erforderlichen sanitären Anlagen, Abstellräume und Kleiderablagen. Zu dieser
großzügigen und räumlichen Ausstattung gehört auch eine Turnhalle mit Nebenräumen.
Die Namensgebung
Der Kreistag beschloß in seiner Sitzung vom 16. April 1973, der neuen Schule
den Namen Franz-Leuninger-Schule zu geben. ( 100 ) Franz Leuninger, 1898 in
Mengerskirchen geboren, ging nach seiner Schulentlassung ins Baugewerbe und
wurde Maurer. Alsbald schloß er sich dem Zentralverband christlicher
Bauarbeiter Deutschlands an und wurde von diesem bereits 1924 als
Gewerkschaftssekretär in den Raum Aachen und Euskirchen berufen und ging später
in gleicher Funktion nach Krefeld. Von dort erfolgte in 1927 seine Versetzung
nach Breslau als Bezirksleiter des Verbandes für ganz Schlesien. Nach der
Zerschlagung der Gewerkschaften in 1933 übernahm er die Geschäftsführung der
Siedlungsgesellschaft "Deutsches Heim" in Breslau. Schon frühzeitig schloß er
sich dem Widerstand gegen Hitler an und wurde im Zusammenhang mit den Vorgängen
"20. Juli 1944" von der Gestapo verhaftet. Am 28. Februar 1945 erging vom
Volksgerichtshof ein Todesurteil gegen ihn, das am 1. März 1945 in Berlin
Plötzensee vollstreckt wurde.
In der Aussprache über die Namensgebung im Kreistag sagte der Vorsitzende
Dr. Brodt unter Verweisung auf die Schrift "Franz Leuninger zurre Gedenken" in
bezug auf Franz Leuninger: "Daß es im Oberlahnkreis einen von den wenigen gab,
die bereit waren, ihre Überzeugung mit dem Leben zu untermauern, eine
Überzeugung gegen das damals unmenschliche System, und wir wissen, wie wenige
es bis zu dieser Konsequenz mit ihrer inneren Einstellung gegen dieses System
ernst nahmen. "
Der Abgeordnete Willibald Müller, Waldernbach, begrüßte die Namensgebung und
sprach von dem revolutionären Geist, der ganz besonders im nördlichen
Westerwald in der Nazizeit vorhanden war. Das habe sich gerade in
Mengerskirchen bei politischen Abstimmungen mit ihren hohen Nein-Stimmen gegen
die Hitlerdiktatur gezeigt, was allerdings nazistischen Terror auch in anderen
Orten des "schwarzen" Westerwaldteiles zur Folge gehabt habe. Wörtlich fügte er
hinzu: "Hier wird durch die Person Franz Leuninger auch der Geist derjenigen,
die mit diesem Regime seinerzeit nicht einverstanden waren und den Mut hatten,
dies auch zu bekennen, gewürdigt dadurch, daß man dieser Schule den Namen
Franz-Leuninger-Schule gibt. " (101 )
Franz Leuninger bat sein ganzes Leben den sozialen Bereichen gewidmet und
nicht zuletzt der Jugend. So schreibt ein ehemaliger Oberlehrer am Breslauer
Jugendgefängnis in einem Brief, daß Leuninger ein Mann gewesen sei, wie er ihn
sich für seine Jugendlichen im Gefängnis dringend gewünscht habe. "Er hielt
keinen Vortrag, offen und frei ging er auf Gegenwartsprobleme ein, nicht als
Beamter oder Schulmeister, hier stand der geborene Pädagoge und Psychologe,
ohne daß er es selbst wußte, mit seiner Lebenserfahrung. Darüber hinaus hat er
noch manchem Entlassenen eine Arbeitsstelle vermittelt. Er kam oft ins
Jugendgefängnis, sein Repertoire war unerschöpflich. Wenn er keine Zeit
hatte, schickte er einen seiner Mitarbeiter." ( 103)
Ein freundschaftliches Verhältnis hatte Franz Leuninger zu Prälat Schönauer,
das bis zu seinem Lebensende bestand. Begonnen hatte es im Rahmen der
Jugendarbeit des Prälaten als Kaplan in einer Breslauer Pfarrei. Dort baute
Schönauer den Jungmännerverein auf, der in kurzer Zeit bis auf 600 Mitglieder
anwuchs. Hierzu sagt Schönauer: "Franz hat mich bei dieser Arbeit nachhaltig
unterstützt, dadurch, daß er mir in sozialen Angelegenheiten zur Seite stand. "
Die Einweihung der neuen Schule
Den Einweihungsfeierlichkeiten der neuen Schule am 31. August 1973 ging ein
Abschied der Schüler und der Lehrerschaft an der alten Schule voraus. Hierzu
versammelte man sich im Schloßhof zu einer kleinen Feier, im Verlauf derer
Rektor Horz in einer kurzen Ansprache darauf verwies, daß in der Schule im
Schloß im Verlauf von 155 Jahren über 4.500 Schüler von etwa 65 Lehrpersonen
unterrichtet und erzogen worden seien.
Darauf zogen die Schüler, Blumen und Girlanden tragend, unter Vorantritt
eines Schülerfanfarenzuges in die neue Schule. Landrat Schneider als Repräsentant des Oberlahnkreises, der ja Träger der
neuen Schule ist, konnte in seiner Ansprache die Schüler, deren Eltern, die
Lehrerschaft, viele Gäste und Ehrengäste begrüßen. Dazu gehörten neben den
nächsten Angehörigen von Franz Leuninger Regierungsdirektor Friedrichs als
Vertreter der Landesregierung, Schulrat Eschholz, Bundestagsabgeordneter Walter
Leisler-Kiep, die Landtagsabgeordneten Klocksin und Dr. Loew, Minister a. D.
Albert Wagner, mehrere Mitglieder des Kreisausschusses und des Kreistages,
darunter Kurt Leuninger, der Sohn eines Vetters von Franz Leuninger;
Bürgermeister Stargardt vertrat die Gemeinde und Alfred Schäfer den
Elternbeirat.
Die kirchliche Weihe der Schule nahm Pfarrer Giesen als Pfarrvertreter vor.
Er sah in dem vorweggegangenen Zug der Kinder symbolisch einen evolutionären
Übergang vom Alten zum Neuen. Die Feier wurde umrahmt von gesanglichen Darbietungen des Schülerchores und
dem Volkstanz einer Mädchengruppe. Auf "zünftige" Weise erfolgte die
Schlüsselübergabe. Dabei handelte es sich um ein Riesenexemplar von Schlüssel,
überreicht von Architekt Helmuth Müller, Kriftel/Taunus, dem der Entwurf und die
Planung der Schule übertragen worden waren, an den Schulleiter über Baudirektor
Knaust und Landrat Schneider.
Die Gesamtschülerzahl betrug am Tage des Einzuges 190. Davon besuchten 137
die Grundschule, die jahrgangsmäßig gegliedert ist und vier Schuljahre umfaßt.
Die zwei Hauptschulklassen besuchten 53 Kinder. In der Klasse V sind das 5. und
6. Schuljahr, in der Klasse VI das 7. und B. Schuljahr zusammengefaßt. Die
Schüler des 9. Schuljahres besuchen die Albert-Wagner-Schule in Merenberg.
Die Schüler an der Schule in Mengerskirchen werden in den Elementarfächern
von fünf Lehrern und einer Lehrerin unterrichtet; für den technischen
Unterricht sind zwei Lehrkräfte eingesetzt. Die Leitung der Schule liegt in den
Händen von Rektor Horz aus Probbach, dem Lehrer Josef Schermuly aus
Mengerskirchen als Konrektor beigegeben ist.
ORTSTEIL I DER GROSSGEMEINDE MENGERSKIRCHEN
Mit der Bildung der Großgemeinde Mengerskirchen, die am 31. Dezember 1970
rechtswirksam wurde, verlor der Flecken seine kommunalpolitische
Selbständigkeit. Diesem Vorgang gingen seitens der Landesregierung nachhaltige
Bemühungen für ganz Hessen voraus, kleinere Gemeinden zu einem Zusammenschluß
in sogenannte Großgemeinden zu bewegen. Dabei war das bestreben erkennbar.
dieses Ziel auf freiwilliger Grundlage zu erreichen. So stellte sie finanzielle
Vorteile in Aussicht, die in der Erhöhung der Schlüsselzuweisung bestehen.
Ursprünglich war man bemüht, auch andere Orte, insbesondere Rückershausen und
Arborn, für einen Anschluß an die Großgemeinde Mengerskirchen zu gewinnen. Dies
gelang aber nicht, so daß sich die neue Gemeinde auf die Orte Dillhausen, Mengerskirchen,
Probbach, Waldernbach und Winkels beschränkte.
Der Zusammenschluß setzte die Zustimmung der einzelnen Gemeindevertretungen
voraus. Die Gemeindevertretung von Mengerskirchen befaßte sich erstmals am
19.11.1970 offiziell mit der Bildung einer Großgemeinde mit dem Verwaltungssitz
1Vlengersl;ii-chen, zu der neben den heutigen Ortsteilen auch Rückershausen
"und gegebenenfalls weitere Gemeinden" gehören sollten. Indessen blieb ein
entsprechender Beschluß ohne Wirkung, da Rückershausen einer Zusammenlegung mit
Mengerskirchen nicht zustimmte. Daraufhin beschlossen die Gemeindevertretungen
der übrigen fünf Orte am 6.12.1970 die Zusammenlegung, deren Einzelheiten in
einem "Grenzänderungsvertrag" festgehalten sind, der von den Vorständen der
Gemeinden im Auftrag der Gemeindevertretungen am 7.12.1970 abgeschlossen wurde.
In Paragraph 1 des Vertrages heißt es:
"Zusammenlegung, Name, Ortsbezeichnung
- Die Gemeinden Dillhausen, Mengerskirchen, Probbach, Waldernbach
und Winkels schließen sich aus Gründen des öffentlichen Wohls im Wege der
Zusammenlegung zu einer neuen Gemeinde zusammen. Die Zusammenlegung soll am 31.12.1970 rechtswirksam werden.
- Die neue Gemeinde soll den Namen Mengerskirchen tragen.
- Die Namen der seitherigen Gemeinden sollen als Ortsteilbezeichnungen weitergeführt werden. Die Ortsteilbezeichnungen werden auf den jeweiligen Ortstafeln
angebracht."
Darüber hinaus regelt der Grenzänderungsvertrag alle Angelegenheiten, die
sich aus der Bildung der Großgemeinde ergeben. Er sieht neben der
Gemeindevertretung die Bildung von Ortsbeiräten, bestehend aus jeweils fünf Mitgliedern, für die einzelnen Ortsteile vor und legt als
Sitz der Verwaltung den Ortsteil Mengerskirchen fest. Die Ortsbeiräte wirken in
öffentlichen Angelegenheiten, die ihren Ortsteil betreffen, beratend mit; sie
sind zu allen wichtigen Fragen zu hören. Von besonderem Interesse ist auch
der umfangreiche Katalog der Investitionsmaßnahmen der Großgemeinde innerhalb
der einzelnen Ortsteile, der u. a. von Kinderspielplätzen über Straßenbau,
Wasserversorgung und Sportstätten bis hin zu einer Mehrzweckhalle mit
Lehrschwimmbecken reicht. Insgesamt wurden von den fünf Ortsteilen 26 Projekte
eingebracht.
Der Grenzänderungsvertrag legt auch Einzelheiten des Übergangs - Interimszeit
- der Ortsteile in die Großgemeinde fest. Unter Anwendung einschlägiger
gesetzlicher Bestimmungen ernannte der Regierungspräsident den seitherigen
Bürgermeister von Mengerskirchen, Theodor Schlicht, zum Beauftragten für die
Wahrnehmung der Aufgaben des Bürgermeisters und weitere fünf Bürger aus den
Ortsteilen zur Wahrnehmung der Aufgaben der Beigeordneten. Für die Wahrnehmung
der Aufgaben der Gemeindevertretung wurden ebenfalls fünf Bürger, aus den
einzelnen Ortsteilen stammend, bestellt. Alsbald verfügte der Landrat die
Durchführung einer Wahl zur Gemeindevertretung, die am 28.3.1971 stattfand.
Mit der konstituierenden Sitzung der neuen Gemeindevertretung am 23.4.1971
endeten auch die Funktionen der Beauftragten in den Gemeindegremien, außer der
des Beauftragten für die Wahrnehmung der Aufgaben des Bürgermeisters.
Die Wahl des Bürgermeisters fand am B. Juli 1971 statt. Als Bewerber traten
die ehemaligen Bürgermeister von Waldernbach und Probbach, Willibald Müller und
Alfred Schermuly, und der Regierungsamtmann Hans Joachim Stargardt aus Bonn
auf. Beim ersten Wahlgang erhielt keiner der Kandidaten die erforderliche
absolute Mehrheit, so daß es zu einer Stichwahl kam, die Stargardt die Mehrheit
der abgegebenen Stimmen brachte, der somit Bürgermeister der Großgemeinde
Mengerskirchen wurde.
Die neue Gemeinde hatte in ihren fünf Ortsteilen am 15. 12.1969 insgesamt 4.726 Einwohner, die sich wie folgt verteilen:
Dillhausen
|
725 |
Mengerskirchen
|
1.580 |
Probbach
|
517 |
Waldernbach
|
1.016
|
Winkels
|
888 |
Die Gesamtfläche der Großgemeinde umfaßt 3. 087 ha, davon sind 366 ha gemeindeeigener Wald. Es entfallen auf die Ortsteile
Mengerskirchen
|
1. 078 ha,
|
davon gemeindeeigener Wald 162 ha |
Waldernbach
|
658 ha,
|
davon gemeindeeigener Wald 118 ha |
Dillhausen
|
490 ha,
|
davon gemeindeeigener Wald 36 ha |
Probbach
|
490 ha,
|
davon gemeindeeigener Wald 40 ha |
Winkels
|
371 ha,
|
davon gemeindeeigener Wald 10 ha |
Bei der Zusammenarbeit in der Großgemeinde traten Schwierigkeiten auf, die
durch parteipolitische und gruppenspezifische Interessen, nicht zuletzt aber
auch durch ein übersteigertes Ortsteildenken bedingt waren. Wenn alle Bürger es
damit ernst nehmen, daß die Bildung der Großgemeinde auf dem Willen beruht, das
öffentliche Wohl zu fördern, kann das neue Gemeinwesen seiner Aufgabe gerecht
werden.
ANHANG
Persönlichkeiten
Karl Schäfer
Theodor Seelbach
Josef Hilpisch
Margaretha Weisenburg
Schicksale
Vor dem Sondergericht
In Haft
Die Nachricht
Gemeindebedienstete
Der Polizeidiener
Der Flurhüter
Die Nachtwächter
Die Hebamme
Der Kuhhirt
Alltag und Brauchtum
Vom "Birn schele und Hoink menge"
Die Waschfrauen
Die Backsteinmacher
Der Maulwurfsfänger
Die Lipper
"Die Schlacht auf dem Knoten"
Das Heiligenhäuschen
Die Fronleichnamsprozession
Politisches
Sicherheitspolizei im Flecken
Die Separatisten
PERSÖNLICHKEITEN
Karl Schäfer
Einen besonderen Werdegang hatte Karl Schäfer zu verzeichnen, der 1888 in
Mengerskirchen geboren, dort die Volksschule besuchte und aus dieser 1902
entlassen wurde, Anschließend war er Stukkateur und Bildhauerlehrling im
Baugewerbe in Westfalen. Die Lehrzeit war für ihn, wie das Leben aller jungen
Menschen aus Mengerskirchen, die damals einen Beruf im Baugewerbe antraten,
voll von Entbehrungen und Beschwerden. Schon sehr zeitig versuchte Karl Schäfer
seinen beruflichen Status zu verbessern. Dazu reichte nach seiner Auffassung
das Wissen, das er sich in der Mengerskirchener Volksschule angeeignet hatte,
obwohl er ein begabter Schüler war, nicht aus. Deshalb nahm er bereits 1907 an
Fortbildungsveranstaltungen der Baugewerkschule in Essen teil.
Anschließend ging er zur Baugewerkschule in Idstein. Dieser Schritt war
schwer, weil er den Einsatz erheblicher Mittel voraussetzte. Auf das Drängen
eines weitblickenden Verwandten und seines früheren Lehrers an der Volksschule,
der die außerordentliche Begabung Karl Schäfers erkannte, vermittelte der Vater
seinem Sohn einen Kredit von 1. 500, -- Mark, der diesem den Besuch der
Fachschule ermöglichte. Nach beendetem Studium trat er im Jahre 1909 in die
weltbekannte Firma Siemens & Halske in Berlin ein, die ihn bald mit bedeutenden
Aufgaben betraute. Daneben besuchte er noch die Technische Hochschule in
Berlin, um bestimmte Vorlesungen zu hören, wozu er wöchentlich einige Stunden
von der Arbeit im Betrieb befreit wurde. Um seines beruflichen und
wirtschaftlichen Fortkommens willen wechselte er einigemale den Arbeitgeber und
war zeitweilig am Bau der Berliner Untergrundbahn eingesetzt. Von 1915 bis 1918
war Karl Schäfer Soldat. Infolge der Revolutionsgeschehnisse in Berlin,
beginnend im November 1918, gab er dort seinen Arbeitsplatz auf und ging nach
Frankfurt. Hier wurde er sofort von einer Eisenbetonfirma als Leiter des
Ingenieurbüros eingestellt.
Während einer kurzen Teilhaberschaft in einem Bauunternehmungsgeschäft
reifte in Karl Schäfer der langgehegte Plan, das Abitur zu machen und
anschließend die Technische Hochschule zur Erlangung des Diploms zu besuchen.
Und er schaffte beides. Lehrer höherer Schulen bereiteten ihn in Abendstunden
auf das Abitur vor, wobei diese viel Verständnis und Entgegenkommen zeigten. In
1923 wurde er zur Reifeprüfung zugelassen - ein sensationeller Vorgang - die er
dann an der Liebig-Oberrealschule in Frankfurt bestand. Das Studium an der
Technischen Hochschule Darmstadt schien aus finanziellen Gründen durch die
damals herrschende Inflation gefährdet. Ein Freund half jedoch mit einem
Darlehen aus, so daß Karl Schäfer 1927 das Diplomexamen ablegen konnte. Bei all
dem bereitete er sich noch auf die Promotion vor und erwarb 1930 den
Doktortitel. Dabei darf die Berufsarbeit nicht übersehen werden, die Schäfer
neben dem Studium noch leistete. Nach dem Abitur baute er ein Ingenieurbüro
auf, das jedoch wegen der damaligen ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse
ab 1930 zunächst nicht weiter betrieben werden konnte. Das spätere Aufblühen
der Bauwirtschaft ermöglichte ein neues Unternehmen mit interessanten
Aufträgen, für die zeitweilig bis zu 20 Ingenieure beschäftigt waren. Neben den
betrieblichen Aufgaben befasste sich Karl Schäfer noch mit wissenschaftlichen
Arbeiten. Außerdem war ein Buch über Mathematik in Vorbereitung.
Im Oktober 1938 trat die Technische Hochschule in Darmstadt zur Übernahme
eines Lehrauftrages an ihn heran, der später in eine ordentliche Professur
umgewandelt werden sollte. Jedoch das Schicksal ging eine andere Richtung. Dr.
Schäfer erkrankte an einer Furunkel, die zu einer Blutvergiftung führte, an der
er am 4. April 1939, also im Alter von 51 Jahren verstarb.
Theodor Seelbach
Einen ungewöhnlichen Lebensweg hat auch der Ordensmann Dr. Theodor Seelbach
zurückgelegt. Im Jahre 1883 in Mengerskirchen geboren, wuchs er mit 10
Geschwistern in einer religiös orientierten Familie auf. Er besuchte die
Volksschule bis 1897 und war anschließend wie fast alle jungen Männer aus
Mengerskirchen im Baugewerbe tätig, zuletzt als Stukkateur, Im Gegensatz zu den
meisten anderen hatte er seinen Arbeitsplatz in Wiesbaden. Im Winter arbeitete
er als Nagelschmied in der Heimat. Von 1903 bis 1905 leistete er aktiven
Militärdienst, aus dem er als Unteroffizier entlassen wurde. Am Weltkrieg
1914/18 nahm Dr. Seelbach als Offizier, zuletzt im Range eines Hauptmannes teil.
Er wurde mehrmals verwundet und mit hohen Orden ausgezeichnet.
Schon in seiner Jugend zeigte Dr. Seelbach ein starkes religiöses Interesse.
In Wiesbaden, wo er von 1897 bis 1908 mit kurzen Unterbrechungen lebte, pflegte
er guten Kontakt im kirchlichen Bereich, wobei er Unterstützung bei seinem
älteren Bruder fand. Beide waren dem damaligen Stadtpfarrer von Wiesbaden
insbesondere in der Jugendarbeit behilflich, der dann auch die Begabung des
jungen Bauhandwerkers Theodor Seelbach erkannte und ihm den Weg in das Kloster
und damit zum Studium ebnete.
Sein Eintritt in den Orden der Salesianer erfolgte im Jahre 1909, und zwar
in dessen Noviziat in Voglizo in Italien. Hier bereitete er sich auf das
Theologiestudium vor und erreichte auf Grund seiner guten Begabung in
ungewöhnlich kurzer Zeit die Universitätsreife. Jedoch trat durch den Krieg
eine Verzögerung in seiner Laufbahn ein. Nach dem Krieg studierte er dann an
der Universität in Turin, wo er im Jahre 1924 sein Studium mit der Promotion
zum Doktor der Theologie äußerst erfolgreich abschloß, Im gleichen Jahr wurde
er zum Priester geweiht; er stand damals im 41. Lebensjahr.
Dr. Seelbach hatte sich mit dem Eintritt in das Kloster eine ganz konkrete
Aufgabe gestellt, er wollte Jugenderzieher sein und insbesondere den
gefährdeten und körperlich und geistig behinderten Kindern helfen. Das
entsprach so ganz seiner sozialen Einstellung, die sich auszeichnete durch
ein gleich freundliches Wesen gegenüber jedermann, ob hoch oder niedrig,
und wurde besonders augenfällig im Umgang mit dem Dienstpersonal, "das er tief
ins Herz geschlossen hatte".
Seine Aufgaben führten ihn nach Wien und verschiedene andere Orte, an denen
sich Niederlassungen seines Ordens mit Anstalten für die Jugend befanden, denen
er teilweise als Direktor vorstand. Im Jahre 1940 wurde er Provinzial der
gesamten deutschen Salesianer-Ordensprovinz, 1954 1, Provinzial der neu
errichten Nordprovinz.
Eine besondere Aufgabe sah Dr. Seelbach darin, das Gedankengut des
Ordensgründers Don Bosco ins Deutsche zu übertragen. Seine diesbezüglichen
literarischen Leistungen sind bemerkenswert.
Josef Hilpisch
Ein weiterer Salesianer Ordensmann ist Josef Hilpisch, der 1899 in
Mengerskirchen geboren, nach der Schulentlassung , wie die meisten, Maurer
wurde. Fast noch im Knabenalter stehend, nahm er als Soldat am 1, Weltkrieg
teil. Mit anderen Bauarbeitern ging er in den krisenhaften Jahren nach dem
ersten Weltkrieg nach Holland und arbeitete dort als Maurer. Im Anschluß trat
er in 1924 in den Orden ein. Zunächst bereitete er, der Volksschüler und
Maurer, im 25. Lebensjahr stehend, sich im Studienheim des Ordens in
Essen-Borbeck auf das Abitur vor und wurde nach Absolvierung des
Theologie-Studiums in 1937 in dem Kloster Benediktbeuern (Obb. ) zum Priester
geweiht.
Hiernach wurde er Direktor eines neu zu errichtenden Ordenshauses in
Holland, Dieses Amt übertrug man ihm, dem noch "jungen Ordensmann", im Hinblick
auf seine Kenntnisse und Fähigkeiten, die er sich als Maurer erworben hatte,
Als Hitler 1939 Holland einnahm, wurde P. Hilpisch mit noch anderen
Ordensangehörigen nach Deutschland abgeschoben. Er hielt sich zunächst in
Mengerskirchen auf, wo ihm allerdings behördlicherseits, offenbar in
wohlwollender Absicht, bedeutet worden sein soll, eine polizeiliche Anmeldung
nicht vorzunehmen, so daß er sich in Winkels, wo eine seiner Schwestern wohnte,
anmeldete. Drei Monate später ging er als Pfarrverweser nach Wesel,
Nach Kriegsende übernahm P. Hilpisch als Direktor das Haus des Ordens in
Essen-Borbeck, mit dem ein Jugendheim verbunden war. Das Haus war während des
Krieges durch Bomben weitgehend zerstört. Unter seiner Leitung erfolgte der
Wiederaufbau. Wenige Jahre später wurde er in gleicher Position nach Jünkerath
in die Eifel versetzt, wo man ihm die Errichtung eines Ordenshauses, das als
Jugendbildungsstätte "Don Bosco" geschaffen wurde, übertrug.
1958 verlor er sein Leben durch einen Autounfall.
Eine Ordensfrau, die aus Mengerskirchen stammte, hat in Amerika
ungewöhnliche Leistungen vollbracht, Es ist
Margaretha Weisenburg,
die 1876 geboren wurde und mit ihren Eltern 1884 nach Amerika auswanderte,
wo diese eine Farm erwarben. Infolge des frühen Todes des Vaters mußte
Margaretha schon in ganz jungen Jahren schwere Landarbeit verrichten, Im Alter
von 30 Jahren trat sie in die Ordensgemeinschaft der Dominikanerinnen in Boston
ein und legte 1906 ihr Ordensgelübde ab, Über ihre Persönlichkeit erschien
anläßlich ihres Todes am 16. Oktober 1928 in der amerikanischen Zeitung "The
Catholic Aduance" vom 2. November 1928 ein Bericht, dem folgendes entnommen
ist:
"Im Jahre 1903 war sie in die Ordensgemeinschaft der
Dominikanerinnen in dieser Stadt eingetreten. Schon vier Jahre nach dem
ersten Ordensgelübde übertrug ihr der zuständige Bischof das Amt einer
Priorin. Die sich alsbald abzeichnenden Erfolge ihrer Tätigkeit sind ein
Beweis dafür, daß der Bischof die richtige Wahl getroffen hatte, Zu Beginn
des Jahres 1910 bestand die Gemeinschaft aus 17 Mitgliedern, deren Zahl sich
bis zum Jahresende auf l08 erhöhte. Die von ihr stammende Idee eines großen
und schönen Krankenhauses wurde unter ihrer energischen Leitung verwirklicht.
Daneben sorgte sie sich um eine gedeihliche Entwicklung des klösterlichen
Lebens in ihrer Gemeinschaft. Zu ihrem Wirkungsbereich gehörten auch 11
Kirchspielschulen, die von Lehrschwestern ihrer Gemeinschaft geleitet wurden.
Neben einer echten Frömmigkeit besaß Mutter Seraphine auch eine großzügige
soziale Haltung, . . . sie war die großherzigste der Mütter gegenüber den
Novizen und Bewerbern im ständig wachsenden Noviziat . . . . Großmut war ein
entscheidender Faktor in ihrem verdienstvollen Leben. Eine bedrückte
Schwester fand sie immer voller Mitgefühl... Sie war äußerst freigiebig
gegenüber den Armen und die Wohltätigkeitsarbeit der Gemeinschaft ist eine
der bekannten Großtaten des St. Rose-Hospitals".
In der Öffentlichkeit "war sie jeden Zentimeter Äbtissin" und ein mutiger,
zuverlässiger Wahrer der Güter und Rechte der Gemeinschaft,
Von 1910 bis zu ihrem Tode war Mutter Seraphine Priorin der Gemeinschaft mit
einer Unterbrechung von drei Jahren, die ausschließlich durch die Ordensregeln
bedingt war. Die Trauer um ihren frühen Tod im Alter von 52 Jahren war
ergreifend. Sie zeigte sich besonders bei ihrem Begräbnis, "das in Bezug auf
die Teilnahme als eines der größten, das je in der Stadt gesehen wurde, zu
bezeichnen ist".
SCHICKSALE
Vor dem Sondergericht
Viel Aufregung und Schrecken brachte Hitlers Gewaltherrschaft in die Familie
des Schneidermeisters und Kleinlandwirts J. S. Am 3. April 1940 wurde S.
verhaftet, einem mehrstündigen Verhör auf dem Bürgermeisteramt unterzogen und
im Anschluß daran als Untersuchungshäftling in das Gerichtsgefängnis nach
Frankfurt gebracht. Diese Vorgänge beruhten auf der Anzeige einer Mitbürgerin,
in der behauptet wurde, S. höre Feindsender ab und führe dem Staat und dem
"Führer" abträgliche Gespräche.
Am 20. 12. 1940 endete die Untersuchungshaft des S. , die somit fast 9
Monate gedauert hatte. Vor dem Sondergericht des Oberlandesgerichtes in
Frankfurt, das zuständig für alle "Vergehen" gegen den Hitlerstaat war, fand
dann am 5. 3. 1941 ein Termin in Weilburg statt, in welchem gegen S. verhandelt
wurde. An die 20 Zeugen waren geladen. Die Anklage stützte sich auf das
"Heimtückegesetz" vom 20. 12. 1934, das jeden unter schwere Strafe stellte, der
nach der damals geltenden öffentlichen "Meinung" zersetzende Gespräche gegen
das NS-Regime führte oder "heimtückische" Angriffe gegen dasselbe richtete. Es
darf davon ausgegangen werden, daß S. ein Gegner der Hitlerdiktatur war und
sicherlich auch Äußerungen getan hat, die ihn in Konflikt mit dem
Heimtückegesetz bringen konnten. Acht Äußerungen wurden S. in der Verhandlung
zum Vorwurf gemacht: Verunglimpfungen des "Führers" Hitler, abfällige
Äußerungen über Parteigänger, mißliebige Gespräche über das Kriegsgeschehen und
ähnliches. Das Gericht hat, da S. die ihm zur Last gelegten Vorgänge bestritt,
über lo Zeugen gehört, deren Aussagen allerdings weitgehend widersprüchlich und
ungenau waren.
Wie sich aus dem 11 Schreibmaschinenseiten umfassenden Urteil gegen J. S.
ergibt, bemühte sich das Sondergericht, die Zeugenaussagen in dem Prozess gegen
S. in einer für ihn möglichst günstigen Weise zu interpretieren. Diese Haltung
des Gerichts wurde, so darf man annehmen, nicht unwesentlich durch die Aussagen
der drei Leumundszeugen, zu denen auch der damalige Hauptlehrer und der
Bürgermeister von Mengerskirchen gehörten, gedeckt.
Indessen kam es nicht zu einem Freispruch, sondern zu einer Verurteilung von
drei Monaten Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft wegen eines
einzigen Vorwurfs, bei dem es sich darum handelte, daß S. zu einem Zeugen
gesagt haben soll, der ihm die Kirchenzeitung brachte, gleichzeitig aber auch
den "Stürmer" und das "Schwarze Korps", beides NS-Hetzzeitschriften, verteilte,
"Du bist ja noch schlechter als die Hitlers".
Obwohl S. nur drei Monate Gefängnis erhielt, so hat er doch fast neun Monate
als politischer Gefangener hinter Gefängnismauern verbringen müssen. Jeder, der
die damalige Situation kannte, wußte, wie leicht ein solcher Umstand ins
Konzentrationslager führen konnte. Tatsächlich scheint S. bereits einmal auf
dem Weg dorthin gewesen zu sein.
In Haft
Zu Beginn des Jahres 1945 war der Leutnant einer in Mengerskirchen
stationierten Unteroffiziersschule bei der Familie Bär einquartiert. Von der
Familie Bär war in jener Zeit nur die Mutter mit zwei Töchtern im Alter von 18
und 25 Jahren ortsanwesend; der 54-jährige Vater leistete als Soldat Dienst bei
der Kriegsmarine, ein Sohn lag schwer verwundet in Rußland und der zweite war
als vermißt gemeldet.
Am 30. Januar wurde durch den Rundfunk eine Rede Hitlers übertragen und
anderntags fragte der Leutnant beim Morgenkaffee die drei Frauen, ob sie auch
die Rede gehört hätten. Nach einem Bericht des Kommandeurs der
Unteroffiziersschule an die Oberstaatsanwaltschaft vom 11. 2. 1945, dem ein
Bericht an die Gestapo vom 1. Februar vorausgegangen war, soll seitens der drei
Frauen auf die Frage des Leutnants geantwortet worden sein, sie hätten sich den
Führer nicht angehört, weil der schon so viel geredet hätte und dieses doch
nicht in Erfüllung gehe. Weiter machten sie Äußerungen dahingehend, daß es die
Russen mit uns nicht schlimmer machen würden, als es die deutschen Soldaten in
Rußland gemacht hätten. Außerdem sagten sie, sie wüßten von einem Soldaten, der
in diesem Krieg zwei Jahre in russischer Gefangenschaft gewesen sei, daß es
dort gar nicht so schlimm sei. Auf Grund dieses Berichts wurde ein Verfahren
seitens der Oberstaatsanwaltschaft gegen die drei Frauen eingeleitet, das eine
Haussuchung am 23.2.1945 zur Folge hatte mit anschließender
Verhaftung. Die Mutter, 50 Jahre alt, wurde mit den Töchtern gegen Mitternacht
von einem Gendarmen zu Fuß nach Löhnberg geführt und mit dem ersten Frühzug
nach Frankfurt in das Gerichtsgefängnis gebracht. Von da kamen sie in das
Gestapo-Quartier mit anschließendem Verhör. Wegen der laufenden Bombardierung
Frankfurts durch feindliche Flieger landeten sie schließlich in einem
Frauengefängnis in Höchst. An der Türe ihrer Zelle war ein Aushang mit ihrem
Namen angebracht und einem Vermerk, daß sie wegen "Wehrmachtszersetzung und
Verstoß gegen das Heimtückegesetz" in Haft seien. Während der Haft wurden sie
mehrmals Verhören unterzogen und schließlich am 17. März entlassen, weil
das Gefängnis im Hinblick auf die Kriegsentwicklung - das Ende der
Schreckensherrschaft zeichnete sich damals schon deutlich ab - geräumt werden
mußte.
Die Unteroffiziersschule stellte nach dem vorzitierten Bericht sich nicht
nur die Aufgabe, die zukünftigen Unteroffiziere zu "fanatischen
nationalsozialistischen Kämpfern" zu erziehen, sondern sah sich offenbar auch
berufen, auf die Bevölkerung in diesem Sinne Einfluß zu nehmen. Der bei der
Familie Bär einquartierte Leutnant stolzierte beispielsweise im Ort herum und
stellte die Leute zur Rede, die den deutschen Gruß nicht ordnungsgemäß
vornahmen. Übrigens wurde der Leutnant nach Kriegsende in seiner Heimat
ermordet. Anscheinend hatte er dort auch "politisch" gewirkt, denn die Polizei
vermutete bei dem Mord politische Motive und stellte diesbezüglich auch in
Mengerskirchen Nachforschungen an.
Eine interessante Feststellung ist noch im Zusammenhang mit der vorläufigen
Festnahme des Bürgers S. durch die Unteroffiziersschule, die auch aus
politischen Gründen erfolgte, zu treffen. Hierzu heißt es in dem Bericht: "Es
hatte nach der vorläufigen Festnahme des S. den Eindruck, als ob die
ortsansässige Bevölkerung von Mengerskirchen nunmehr sich bewußt sei, daß die
Staatsautorität durch die Heeresunteroffiziersschule gewährt bzw. gestärkt
werde. Leider ist dies . .. nicht der Fall".
Die Nachricht
von dem Tod eines Westerwälder Soldaten im Ersten Weltkrieg
"Fußartillerie Batterie 414 O. U. 9. 10. 16
Antwortlich Ihres Schreibens vom 4. 10. teile ich Ihnen unter gleichzeitiger
Versicherung des herzl. Beileids mit, daß ihr Bruder Wilhelm am 23. 9. , nach.
5 Uhr durch Granatsplitter sehr schwer verwundet und kurz nach der Einlieferung
in das Feldlazarett 2 der 111. Division (Forsthauslager Hassavarant, an der
Straße Woel-St. Benvit) verstorben ist. Dortselbst ist er auch am 26.9. , vorm.
10 Uhr, beerdigt worden. Die Grabnummer kann ich Ihnen noch nicht mitteilen, da
dieselbe der Batterie noch nicht bekannt ist. - Für die Ausschmückung des
Grabes wird seitens der Batterie, sowohl als auch seitens der
Lazarettverwaltung Sorge getragen werden und Ihren Angehörigen z. Zt. eine
Photographie des Grabes zugehen. Nach menschlichem Ermessen mag es Ihnen zum
Troste gereichen, daß Ihr Bruder ohne viel zu leiden und ohne das Bewußtsein
wieder erlangt zu haben verschieden ist. Nach Rücksprache mit dem behandelnden
Arzt waren die Verwundungen derart schwer, daß sofort ein Bein amputiert werden
mußte und daß an eine Genesung nie zu denken war. Ihr Bruder war in der
Batterie sowohl bei seinen Vorgesetzten als auch bei seinen Kameraden sehr
gelitten, ein braver, tüchtiger und diensteifriger Soldat und wird ihm die
Batterie ein ehrendes Andenken bewahren.
Indem ich Ihnen nochmals mein herzl. Beileid auch im Namen der Batterie
ausspreche zeichne ich mit kameradsch. Grusse
Julius Brander
Feldwebel der Fußartl. -Batterie 414"
GEMEINDEBEDIENSTETE
Der Polizeidiener
gehörte neben dem Bürgermeister und dem Gemeinderechner unmittelbar zur
Gemeindeverwaltung. Trotz seiner Amtsbezeichnung übte er kaum eine Amtsgewalt
aus. Eine wichtige Funktion war die Bekanntmachung von behördlichen
Angelegenheiten. Dies erfolgte mit Hilfe der Ortsschelle, die der Polizeidiener
an bestimmten Stellen des Fleckens erklingen ließ, um die Bürger auf seine
mündliche Ansage aufmerksam zu machen. Man nannte ihn auch den "Schellemann".
Der Verfasser erinnert sich aus seiner Kinderzeit an den damaligen
Polizeidiener, der bei besonderen Anlässen in einer uniformähnlichen Kleidung
erschien und an Markttagen sogar einen kurzen Säbel trug. Er begleitete auch
Mitglieder des Gemeindevorstandes, wenn diese an Prüfungen in der Schule durch
den Schulinspektor teilnahmen. Daneben verrichtete er Botendienste für die
Gemeindeverwaltung. Eine weitere Aufgabe sah er vor allem bei Schneefall an
Wintertagen darin, zu verhüten, daß die Kinder durch Schlittenfahren
Straßenglätte verursachten. Die dienstliche Beanspruchung füllte den
Polizeidiener nicht aus. In der Regel war er noch auf andere Weise tätig. So
führte der Polizeidiener in späterer Zeit z. B. Feldwegearbeiten aus und
betätigte sich als Barbier und Nagelschmied. Als nach 1945 andere Formen der
öffentlichen Bekanntmachung angewandt wurden, entfiel das Amt des
Polizeidieners.
Der Flurhüter
hatte die Aufgabe, für Ordnung in Feld und Garten zu sorgen. Den Auftrag
hierzu erhielt er von der Gemeindeverwaltung, die ihn anstellte und auch
besoldete. Vor allem kam es darauf an, das Eigentum des Bürgers zu schützen.
Schäden konnten entstehen durch unsachgemäßes Verhalten in der Flurlandschaft,
wie Überfahren fremder Grundstücke mit Bauernwagen und Ackergeräten oder auch
das Begehen von Wiesen und Äckern vor der Ernte. Der Flurhüter, auch "Schetz" =
Schütz genannt, hatte natürlich auch Diebstähle zu verhindern. Bei Verstößen
gegen diese Regel mußte er Anzeige erstatten, die eine ortspolizeiliche
Bestrafung zur Folge haben konnte. Großen Respekt hatten die Kinder vor dem "
Schetz", vor allem dann, wenn die Obstreife kam. Das wenige Obst in der
Gemarkung war zu verführerisch, insbesondere für die Jungen, die trotz des
Stockes, den der Flurhüter meist bei sich trug, schon einmal einen "Mundraub"
riskierten. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft und der veränderten Struktur
erübrigte sich ein Flurhüter.
Die Nachtwächter
Am 30. Dezember 1873 kam zwischen dem Gemeinderat und 2 Bürgern aus
Mengerskirchen folgende schriftliche Vereinbarung zustande:
- "Johannes Seck Hirt und Johann Wilhelm Eckerth müssen die Nachtwache thun,
und die Stunden von Abends zehn bis Morgen drei blaßen und zwar auf jede
Station wo der Polizeidiener schellt; auch haben dieselben für das
erforderliche Local und die Beleuchtung zu sorgen.
- Dieselben müssen des Nachts in Mengerskirchen herum gehen, und was sie
Polizeiwiedrig antreffen zur Anzeige bringen.
- Wenn die beiden ihren Bedingungen nicht folge leisten, so werden sie nach
Gesetz bestraft.
- Dafür erhalten sie an Lohn zwei und fünfzig Tahler achtzehn
Silbergroschen auf das Jahr 1874".
Der Lohn war natürlich nur ein Nebeneinkommen, das beispielsweise einem
ledigen Hosenschneider, der auch zeitweilig Nachtwächter war, zustatten kam.
Ein Vergleich bezüglich der Besoldungshöhe der Nachtwächter sei hier angeführt.
Ein Lehrer erhielt damals 48 Taler vierteljährlich und der Gemeindearzt 200
Taler jährlich neben seinen Honoraren. Bis etwa um die Zeit des ersten
Weltkrieges wurde der Nachtwächterdienst von 2 Männern gemeinsam versehen. Dazu
gehörte in der Regel der Kuhhirt.
Die Ausrüstung der Nachtwächter bestand aus einem kräftigen Stock, einer
Tragleuchte, einem Wecker und einem Blechblashorn. Als Wachlokal diente das
Gemeindebackhaus, und zwar der Vorraum zu den 2 Backöfen, weil dieser in der
Regel erwärmt war. In einer Ecke lagerte meist als Rückstand aus den Backöfen
glühende Holzkohle, die entsprechend behandelt, Wärme spendete. An ihr konnte
auch der Kaffee, der in einem kleinen Blechbehälter, "Kaffeebullche" genannt,
mitgebracht wurde, erwärmt werden.
Aufgabe der Nachtwächter war es, zur Nachtzeit die Sicherheit der Bürger und
Ordnung im Ort zu gewährleisten. Sie hatten wachsam zu sein und bei ihren
Rundgängen allen ungewöhnlichen Vorgängen Beachtung zu schenken. So gingen sie
etwa den Ursachen nach, warum Vieh in den Stallungen unruhig wurde. Mitunter
hatte sich ein Tier von der Kette gelöst oder es war eine Kuh am Kalben. In
diesen und ähnlichen Fällen weckten sie den Eigentümer.
Mit dem Einsetzen des modernen Verkehrs und durch die Straßenbeleuchtung
endete die Zeit der Nachtwächter. Von einem solchen wird folgende Anekdote
berichtet: Der Nachtwächter war in den Verdacht geraten, nicht mehr den
vorgeschriebenen Rundgang zu machen und die Stunden mit dem Blashorn aus dem
Fenster seines Hauses heraus, das in einer Seitenstraße lag, anzukündigen. Das
sei dem Gendarm zu Ohren gekommen, der sich zur Kontrolle in die Nähe der
Nachtwächterwohnung gestellt habe. Nun habe der Nachtwächter wieder aus dem
Fenster heraus die Uhrzeit angeblasen, worauf der Gendarm hervorgetreten sei,
um dem Nachtwächter sein pflichtvergessenes Tun vorzuhalten. Als der
Nachtwächter den Gendarmen erblickt habe, sei er jedoch vom Fenster
zurückgetreten und habe laut in das Zimmer seiner Frau hineingerufen: Su, dess
woar fier deich, etze gien ich enaus en bloase fier de annern.
Die Hebamme
Erste Hebamme von Mengerskirchen in dem behandelten Zeitraum war Margaretha
Becker, auch "Amme Fraa" genannt. Der Name übertrug sich auf die Familie, die
man "Amme" nannte. Sie übte ihr Amt bis in das erste Jahrzehnt des 20.
Jahrhunderts aus. Um 1885 trat eine zweite Hebamme in Dienst und zwar Helene
Eckerth. Von ihr wird berichtet, daß sie neben ihren Funktionen als Hebamme
auch in der Krankenpflege tätig war. Sie verstand sich z. B. auf das
Zahnziehen, wie der Verfasser an sich selbst erfahren hat. Auch bei leichten
Verletzungen und Erkrankungen wurde sie in Anspruch genommen. Einmal soll sie
sogar einen Jungen, der sich eine schwere Verletzung mit einem glühenden Eisen
in der Nagelschmiede des Vaters zugezogen hatte, geheilt haben. Diese Tätigkeit
einer Hebamme war in jener Zeit sehr wichtig, scheute man sich doch oft, den
Arzt in Anspruch zu nehmen. Das Honorar für derartige Dienstleistungen war
sicherlich gering und dürfte in der Regel bei einigen Groschen gelegen haben.
Die gleichzeitige Tätigkeit von 2 Hebammen im Flecken war bei der
Geburtenhäufigkeit insbesondere vor 1915 durchaus angebracht, wurden doch in
dieser Zeit jährlich 30 und mehr Kinder geboren. Hierbei ist noch die
umfassende Inanspruchnahme der Hebamme im einzelnen Falle zu berücksichtigen.
Ihr oblag nicht nur die Geburtshilfe sondern auch die Pflege der Wöchnerin und
des Neugeborenen bis zu 2 Wochen nach der Niederkunft. Während dieser Zeit
machte die Hebamme in der Regel täglich 2 Besuche. Das Entgelt der Hebamme war
ursprünglich kärglich und lag bei 3 Mark pro Geburt. Manchmal mußte sie sich
auch mit 2 oder 1 1/2 Mark zufrieden geben. Dieser Zustand änderte sich erst,
als die Mehrzahl der Bürger von Mengerskirchen der gesetzlichen
Krankenversicherung angehörte. Obwohl die Hebamme im Gemeindedienst stand,
erhielt sie ursprünglich von dieser keine Besoldung! Mit einer diesbezüglichen
späteren Änderung war auch die Rentenversicherung verbunden. Die Gemeinde trug
jedoch zu aller Zeit die Kosten für das benötigte Instrumentarium und sonstige
medizinische Hilfsmittel. Sie übernahm auch die Ausbildungskosten.
Bei der Wahl einer Frau zur Hebamme wurde deren soziale und wirtschaftliche
Situation berücksichtigt. Frau Eckerth beispielsweise war Witwe und Mutter von
8 Kindern. Sie übte das Amt 42 Jahre aus und trat es in 1927 an ihre Tochter
ab, die anschließend 39 Jahre Hebamme von Mengerskirchen war.
Früher erfolgten die Entbindungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im
Hause. Krankenhäuser wurden nur in ganz schwierigen Situationen in Anspruch
genommen. Die Transportfrage spielte hierbei eine hinderliche Rolle. Dem
Verfasser begegnete in seinen Jugendjahren auf dem Weg von Löhnberg nach
Mengerskirchen ein Pferdegespann, dessen Ladefläche mit Stroh ausgelegt war und
auf dem ein in Decken gehüllter Patient ins Krankenhaus gebracht wurde.
In den letzten Jahrzehnten wurden die Entbindungen zu mehr als 80% im
Krankenhaus vorgenommen. Das machte die örtliche Hebamme weithin überflüssig.
So gibt es im Bereich des früheren Oberlahnkreises nur noch 2 zugelassene
Hebammen. Davon hat eine, die bereits seit 1962 praktiziert, ihren Sitz in
Mengerskirchen, von dort betreut sie vereinbarungsgemäß etwa die Hälfte der
Orte des früheren Kreisgebietes. Sie ist nicht nur im Entbindungsfalle tätig,
sondern betreut auch Mütter, die im Krankenhaus entbinden, vor und nach der
Geburt.
Der Kuhhirt
Für die Viehhaltung in Mengerskirchen war die Knotenweide von großer
Bedeutung, bot sie doch im Sommerhalbjahr das Futter für mehr als die Hälfte
des gesamten Rindviehbestandes. Die Herde wurde alltäglich aufgetrieben,
nachdem der Kuhhirt mit einem einfachen Blechhorn das Signal im Ort zum Sammeln
der Weidetiere gegeben hatte. Die Herde zog dann vom Ortsausgang am Weiher in
Richtung Arborn geschlossen zur Weide. Für den Zusammenhalt der Tiere sorgte
der Kuhhirt mit den Hütehunden, zeitweilig begleitet von einem Hütejungen. In
den Jahren 1926/27 umfaßte die Herde etwa 270 Stück Rindvieh und 10 bis 12
Ziegen.
Der Kuhhirt stand im Gemeindedienst, in dessen Rahmen auch seine
wirtschaftlichen und sozialen Belange geregelt wurden. Er war sozialversichert
und bezog in späterer Zeit bei Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten
Unterstützung. Die Gemeinde setzte den Hütelohn fest, den jeder Viehhalter
unmittelbar an den Kuhhirten zu entrichten hatte. Dieser betrug für vorgenannte
Jahre 5 Mark für ein Rindvieh; für Ziegen die Hälfte. Die Art und Höhe der
Entlohnung hat sich im Laufe der Zeit oft geändert. Mitunter bestand sie zum
Teil aus Naturalien, wie Brotgetreide und Kartoffeln. So erhielt der Kuhhirt in
den Jahren 1947/48 an Hütelohn monatlich eine Mark nebst 5 Pfund Brotgetreide
und 20 Pfund Kartoffeln für die Hütesaison. Damals gehörten zur Herde 300 Stück
Rindvieh und 15 bis 20 Ziegen.
Die Aufgabe des Kuhhirten war sehr verantwortungsvoll und anstrengend. Bei
jeder Witterung mußte er doch mit seiner Herde auf dem Knoten aushalten. Er
kannte in der Regel den Eigentümer eines jeden Tieres seiner Herde und
informierte diesen, wenn bestimmte Umstände Anlaß dazu boten.
Von den vielen Männern, die im Laufe der Jahrzehnte Kuhhirt waren, seien
genannt Johannes Wolf, der von 1912 bis 1932, also 20 Jahre die Herde führte
und Johann Simon, der 1926/27 Hütejunge bei Wolf war und für die einzelne
Hütesaison 100 Mark nebst Kost erhielt. Später führte er mehrere Jahre selbst
die Herde, und zwar letztmalig 1947/48. Nach 1950 setzte ein rapider Rückgang
in der Stückzahl der Herde ein, die zuletzt unter 100 lag. Das bedeutete im
Jahre 1962 das Ende des Kuhhirten.
ALLTAG UND BRAUCHTUM
Vom "Birn schele und Hoink menge"!
In den Jahrzehnten, da man sich des abends die Zeit noch nicht mit Radio und
Fernsehen vertreiben konnte, suchte die Jugend des Fleckens Unterhaltung auf
ihre Art. Ein besonderes Kapitel fiel dabei in die Zeit der Birnen- und
Zwetschgenernte. Da verband man das Nützliche mit der frohen Unterhaltung, galt
es doch, abends das Obst für "Hoink"-Kraut vorzubereiten, um es danach in
grossen Kesseln zu kochen als Brotaufstrich für den Winter.
Den Ablauf dieses Geschehens schildert einer, der in jungen Jahren mit dabei
war, in Form von Versen in Mengerskirchener Mundart:
"Hei, dau! Wu werd da de Owend geschelt"
su werd ans vom annern gefregt,
da kaans vu der gruse Masse
dout su ebbes gern verpasse
beim Hoinkmenge en Birnschele
Do komme se u mit ein Nickelsche i der Hand
als wern se de Unschuld vum ganze Land
en setze sich ein de Desch zesome
en lore Platz fir de Bouwe, dei dezwesche komme.
Der Babbe leit gewehnlich schu im Bett,
en de Mamme dout sich aus, wei nett.
Da giehts lus met Zicke en Witz
en manch mell Bir verschwinnt im Schlitz.
Herno giehts Schenkelkloppe und Retzel liese
en allerhand treiwe se do, dei Biese
Zum Schluß mache se met Hoinkdoune Maat
und da werd aach noch en Foart gestraat.
Do drivver gits de annern dog vill Gemunkel
en alles will gern Leucht seih i dim Dunkel
Gwehnlich gits noch en grusse Krach
en des alles weje su ner domme Sach.
Jo beim Birnschele kann mer allerhand erlewe.
Beim Hoinkmenge giehts groad zu zou.
Do werd als mol beschutt e Broi
Mit Wasser dorchs Fistersche kla
Herno gitts Backpfeife ganz gema
Do mecht sich der Christian gor naut draus
Wenn he des Stinche verhegt, su en domm Laus.
Des schlemmst wor es nur gitt i der ganze Zeit
des es, wann der Pastur off die Kanzel steit
un der ganz gehierig schennt off die Orme
dess manch aner denkt, Gott soll sich erborme.
Doch dess gieht schließlich aach verbei
en gefreut werd sich doch off de nächst Schelerei.
Die Waschfrauen
Noch im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts konnte man anfangs der Woche
Frauen auf einer Mauer, die den Weiher am Ortsausgang nach Arborn umgab, knien
sehen, um Wäsche und Kleidungsstücke auszuwaschen. Diese Arbeit ersetzte den
späteren Spülvorgang der Waschmaschine. Die zu waschenden Gegenstände waren
vorher zu Hause behandelt worden. Kochwäsche kam entweder in einen großen Topf
auf den Herd oder in einen Kessel, in dem auch das Viehfutter gekocht wurde.
Hilfsmittel wie Waschpulver fehlten beim grossen Waschtag. Höchstenfalls
standen Kern- oder Schmierseife zur Verfügung. Nicht selten benutzte man eine
Lauge aus Holzasche. Das traf insbesondere auf die Zeit des ersten Weltkrieges
zu. Bleichmittel benutzte man nicht. Die zu bleichenden Wäschestücke wurden bei
entsprechender Witterung auf der Wiese ausgelegt und der Bleichvorgang der
Sonne, der noch durch mehrmaliges Begiessen der Wäsche gefördert wurde,
überlassen. Die Gemeinde stellte ein Grundstück zum Bleichen zur Verfügung.
Die Backsteinmacher
Etwa um die Jahrhundertwende entstand in Mengerskirchen das Gewerbe der
"Backsteinmacher". Bis dahin wurden Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude vielfach
aus Lehmfachwerk erbaut. Ausgenommen von dieser Bauweise waren grössere
Bauwerke, wie beispielsweise das Schloß, die Kirche und die älteren Kapellen,
die man aus dem in der Gemarkung reichlich vorhandenen Basaltgestein
errichtete.
Die beste Voraussetzung für das "Backsteinmachen" waren die Lehmvorkommen,
in deren Nähe sich auch Wasserstellen befanden. Der neue Gewerbezweig
ermöglichte den Bürgern eine solidere Bauweise. Das Lehmfachwerkhaus war
weniger stabil und gegen Witterungseinflüsse nicht so geschützt, insbesondere
aber anfälliger bei Brandgefahr, wie es sich vor allem bei den verschiedenen
Scheunenbränden des letzten Jahrhunderts herausgestellt hat. Die in
Mengerskirchen betriebene Backsteinproduktion war ganz auf Handarbeit
eingestellt und nur mit einfachen technischen Hilfsmitteln ausgestattet. Der
Lehm wurde an Ort und Stelle "gegraben", und zwar im Spätherbst, damit er durch
den Frost im Winter aufgelockert wurde. Das Lehmvorkommen war gut und
auch reichlich. In der wärmeren Jahreszeit wurden die Steine aus nasser
Lehmmasse in Eisenformen auf vorgerichtete Bahnen abgelegt und trocknen lassen.
Diese Bahnen bestanden aus geglätteter Erde und wurden mit einem nichtbindenden
Material, wie beispielsweise trockenem Sand, bestreut, wodurch verhindert werden
sollte, daß die Backsteine sich mit der Erde verbanden. Je nach Witterung
erfolgte nach 1 - 2 Tagen die Aufstapelung der Steine bis zur vollkommenen
Trockenheit; dabei wurden sie mit einer Strohmatte abgedeckt. Nach dieser
Lagerung erfolgte die Ofensetzung.
Der sogenannte "Ofen'' mußte von fachkundiger Hand gesetzt werden, wobei
gemahlene Steinkohle zwischen die Schichten eingestreut und durch Züge,
sogenannte Füchse, verbunden wurde. In den Ofen kamen zusätzlich zerkleinerte
Steinkohlenstücke. Außerdem wurde der Ofen, der eine Ringform hatte und deshalb
Ringofen genannt wurde, mit Lehm eingesetzt, um den Verlust von Hitze zu
vermeiden, der die Qualität der Steine beeinträchtigen konnte. Im Durchschnitt
bestand ein Ofen aus 40.000 Steinen. Etwa l0 to Kohle wurden für einen Ofen
benötigt. Der Brennvorgang dauerte etwa 8 - 10 Tage. Nach dem Erlöschen des
Ofens erkaltete dieser innerhalb von 10 bis 14 Tagen. Die Steinkohle wurde
ursprünglich vermutlich von Rennerod mit Pferdefuhrwerken angefahren.
Sicherlich ist später der Transport wenigstens zeitweilig durch die
Kerkerbachbahn erfolgt, dann mit Lastkraftwagen. Die Backsteinmacher von
Mengerskirchen, es handelte sich um Familienbetriebe, produzierten vorwiegend
für den örtlichen Bedarf. Damit wurden Wohnhäuser und Scheunen errichtet,
ebenso Stallungen, Anbauten und Erneuerungen an bestehenden Gebäuden wie z.B.
sogenannte Brandgiebel. Auch das grosse Schwesternhaus ist mit Backsteinen aus
Mengerskirchen errichtet worden, Sie wurden mitunter auch nach auswärts
geliefert.
Dieses Baumaterial war verhältnismäßig billig, vor allem für die Bürger aus
Mengerskirchen. Es entstanden bis auf den Kohletransport keinerlei
Transportkosten. Der Transport der Backsteine von den Produktionsstätten am "Seeköppel"
und an der "Strühten-Heck" wurde von den Verbrauchern in der Regel mit eigenem
Kuhfuhrwerk und mit Unterstützung der Verwandten und Freunde, die ein gleiches
Fuhrwerk besaßen, durchgeführt. Das war zwar umständlich und mühsam, denn vom "Seeköppel"
aus konnte man wegen der unzulänglichen Wegeverhältnissen höchstens 200
Backsteine hinter 2 Kühe laden. Aus jener Zeit entstammt wohl auch die
Redensart, daß ein Hausbau "einen Mann und einen Wagen kostet".
Die wenigen Mengerskirchener Backsteinmacher waren bei ihren Fachkenntnissen
weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt und wurden zeitweilig auf Ziegeleien
in Weilburg und Blessenbach zum Setzen der Öfen eingesetzt. Ende der 3ßer Jahre
des 20. Jahrhunderts stellten sie ihre Arbeit in Mengerskirchen ein.
Der Maulwurfsfänger
Ein in gegenwärtiger Zeit merkwürdig anmutender Beruf war der des
Maulwurfsfängers. Man konnte ihn erlernen, wie sich aus dem Wortlaut des
nachstehenden Zeugnisses ergibt:
Obererbach ist ein Ort in der Nähe von Montabaur. Die schriftlichen
Darlegungen, welche dem Zeugnis angefügt sind, zeigen, daß das Fangen von
Maulwürfen nicht Hauptinhalt der Lehre war, sondern die Bearbeitung von
Wiesengelände, um einen guten Grasbewuchs zu erzielen. Im Hinblick auf die
landwirtschaftliche Struktur in Mengerskirchen sind die derzeitigen Bemühungen
als sehr wichtig zu bewerten. Es wird empfohlen, die Wiesen zu düngen und Rat
erteilt zur Düngergewinnung und -aufbereitung. Wie man sich beispielsweise die
Technik der Bewässerung vorstellte, zeigt nachfolgender Wortlaut: "Zu einer
vollständigen Bewäßerung hat mann Gräben nöthig.
1. Den Hauptzuleitungsgraben
2. Den Bewäßerungsgraben
3. Das Einlaßgräbchen
4. Die Rieselrinnen
5. Die Verteilungsgräbchen".
Erstaunlich ist die Gründlichkeit der Planung. Inwieweit sie damals
praktiziert wurde, läßt sich nicht sagen. In späteren Jahrzehnten sind jedoch
im Rahmen der Konsolidierung durch die Gemeinde Bewässerungsanlagen geschaffen
worden. In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg wurden zeitweilig Maulwürfe
gefangen. Ihre Felle verkaufte man an Pelzhändler, die sie der
Rauchwarenproduktion zuführten.
Die Lipper
In den Jahrzehnten vor dem ersten Weltkrieg gingen einige Kleinbauern aus
Mengerskirchen, nachdem sie ihre eigene Heuernte eingebracht hatten, in ein
kleines Dorf auf dem hohen Westerwald namens Lippe, wo sie in einem größeren
landwirtschaftlichen Betrieb, der von einer Frau geführt wurde, bei der
Heuernte halfen. Ihre Hauptarbeit bestand im Mähen, das zu jener Zeit noch mit
der Sense erfolgte, und zwar in den frühen Morgen- und in den Abendstunden,
wenn das Gras feucht war. Tagsüber mußte das Heu bearbeitet und eingefahren
werden. Um diesen Arbeitsplatz zu erreichen, bedurfte es eines mehr als
dreistündigen Fußmarsches. Dabei führte man mitunter auch seine eigene Sense
mit. Die Erntearbeiter erhielten Verpflegung, Unterkunft und einen Tagelohn,
der bei 3, -- DM gelegen haben dürfte. In der Regel blieben die Männer die
ganze Heuernte über an ihrem Arbeitsort und kehrten erst nach Beendigung
derselben wieder zu ihren Familien zurück.
Die Männer erfreuten sich offenbar einer hohen Wertschätzung seitens der
Hofbesitzerin, denn diese hatte gewünscht, daß sie zu ihrer Beerdigung geladen
würden. Einer entsprechenden Einladung folgten die Männer in der stillen
Erwartung, daß sie mit einem kleinen Vermächtnis bedacht würden. Zu ihrer
Enttäuschung blieb es aber nur bei der Teilnahme am "Trösterich" mit Kaffee und
Kuchen.
"Die Schlacht auf dem Knoten"
Weit zurück liegt die Zeit, da die Mengerskirchner männliche Schuljugend eine Strafarbeit erhielt, die darin bestand, daß sie bis zu
hundertmal den Satz schreiben mußte "Die Schlacht auf dem Knoten ist
strengstens verboten". Grund hierfür war, daß die Jungen sich mit den
Arbornern wieder an einem Sonntag mit Steinen beworfen hatten. Der
Sedanstag, der alljährlich am 2. September aus Anlaß der Schlacht bei Sedan
im Krieg 1870/71, bei der Napoleon III. gefangen genommen wurde, mit einem
großen Feuer auf dem Galgenkopf gefeiert wurde, war stets ein Anlaß zu
einem Gefecht mit der Arborner Jugend. Diese Vorgänge auf konfessionelle
Gegensätze zurückzuführen, ist falsch. Hiergegen spricht schon die
Tatsache, daß die gleichen Auseinandersetzungen mit der Winkelser, Elsoffer
und Waldernbacher Jugend geführt wurden. So kam es regelmäßig zu einer
Steinschlacht, wenn die Mengerskirchner Schulbuben die jungen Männer, die
von der Musterung in Weilburg zurückkamen, vor Winkels abholten.
Der Verfasser glaubt zu wissen, daß im Jahre 1916 die letzte große
Schlacht auf dem Knoten stattfand, bei der auch einige ältere Jugendliche
"mitkämpften" und die Mengerskirchener "tief in Arborner Gebiet
eindrangen".
Es waren keine schwerwiegenden Gegensätze, die zu den
Reibereien der Mengerskirchener Jugend mit der der Nachbarorte führte. Man
wollte die Kräfte messen. Überdies änderte sich die Situation schlagartig,
als nach dem ersten Weltkrieg der Fußball sich durchsetzte. Jetzt konnte
man sich im sportlichen Wettkampf messen.
Das Heiligenhäuschen
An einem schönen Maisonntag nicht lange nach Tagesanbruch hört man auf
dem Waldweg von Mengerskirchen nach Dillhausen Beten und Singen. Junge
Menschen sind es, einzelne Ehepaare mit Kindern, Männer und Frauen in
kleinen Gruppen, die zum Heiligenhäuschen, einer alten Waldkapelle im
Dillhäuser Wald, wallfahren. Es handelt sich um ein jahrhundertealtes
Brauchtum, das bis in die jüngste Zeit gepflegt wird. Manche, die den Weg
zum "Helljerhäusje" gingen, verbanden damit ein Anliegen, für das sie eine
Wendung zum Guten erbitten wollten. So war es etwa auch bei der großen
Prozession des Jahres 1943 am Fest Maria Himmelfahrt. Aus den umliegenden
katholischen Gemeinden waren viele, insbesondere Frauen und Mütter, zum
"Heiligenhäuschen" gekommen, um an einer Friedensandacht teilzunehmen. Doch
auch frohe Ereignisse spielten sich an der Kapelle ab. So die große
religiöse Veranstaltung der weiblichen Jugend der benachbarten Dekanate am
1. Mai 1946, die ebenfalls eine erhebliche Beteiligung zu verzeichnen
hatte.
Mit der Wallfahrt war auch eine kleine oder grössere Spende, die dort
abgelegt wurde, verbunden. Diese bestand in früherer Zeit in Naturalien,
die an die Armen in Dillhausen verteilt wurden. Später spendete man Geld,
das für den Kirchenneubau in Dillhausen und auch zur Renovierung und
Erhaltung der Kapelle genutzt wurde.
Die Fronleichnamsprozession
Ein kirchliches Fest mit besonderem Charakter ist der Fronleichnamstag
mit seiner Prozession. Von alters her ziehen die Gläubigen durch die überreich geschmückten Straßen des Ortes. Bis weit in das 20. Jahrhundert
hinein säumten grosse frische Buchenzweige die Straßenränder, die Häuser waren
beflaggt. An verschiedenen Stellen des Prozessionsweges waren Ehrenpforten
aufgebaut. Jedes Haus errichtete einen kleinen Altar in der Haustüröffnung oder
in einem offenen Fenster, an den Hauswänden waren Heiligenbilder angebracht.
Etwa um 191o stellte die Kirchengemeinde für einige Jahre noch zusätzliche
Maste auf dem Prozessionswege auf, die mit langen Fahnen versehen waren. Zwei
Kuriositäten gehörten in früherer Zeit einmal zum Häuserschmuck, die allerdings
interessierten die Kinder sehr und beeinträchtigten ihre "Andacht". Zum einen
handelte es sich um einen Miniaturspringbrunnen, der in der Haustür eines
Spenglers aufgestellt war und zum andern um ein in einem Fenster hängendes
religiöses Bild, das in seinem Innern eine winzige Spieluhr barg. Vor dem 1.
Weltkrieg wurden auch während einiger Jahre mit einer Lunte gezündete Böller
abgeschossen, die ihren Standort an dem alten Wasserbehälter oberhalb des
Friedhofes hatten. Die Böller gaben an jedem der vier Altäre bei der
Segenserteilung 3 Schuß ab - wenn alles funktionierte.
Die äußeren Formen der Fronleichnamsprozession haben sich im Laufe der
Jahrzehnte gewandelt. Es werden beispielsweise keine Bilder mehr an die
Hauswände gehängt. Ebenso geht die Errichtung von Ehrenpforten zurück, weil sie
einen hohen Arbeitsaufwand erfordern und auch verkehrshindernd sind. Fähnchen
treten an Stelle von Laubzweigen. Dafür breitet sich ein Blumenteppich über den
ganzen Weg, der u, a. aus Lupinen und Margueriten und von Farnkraut eingerahmt
wird. Die geschmückten Straßen sind nach dem Ausstreuen der Blumen bis zum Ende
der Prozession für den Fahrverkehr gesperrt. Der Schmuck wird übertroffen von
der zahlreichen und gesammelten Teilnahme der Gemeindemitglieder an der
Prozession. Das Ende derselben bilden in der Regel junge Mütter mit
Kleinkindern auf dem Arm, Gehbehinderte und alte Leute. Eindringlich ist das
gemeinsame Gebet und der Gesang. In den letzten Jahrzehnten wirkt auch eine
Musikkapelle mit. Viermal wird es still in der Prozession, und zwar bei den 4
Altären, die über den Prozessionsweg verteilt sind und an denen jeweils der
sakramentale Segen erteilt wird. Früher sang hierbei der Kirchenchor, später
der Gesangverein.
Die Fronleichnamsprozession von Mengerskirchen hat in den letzten Jahren
viele Zuschauer von auswärts angezogen.
POLITISCHES
Sicherheitspolizei im Flecken
Ende des Jahres 1920 wurde in Mengerskirchen eine Abteilung
Sicherheitspolizei stationiert, weil dort angeblich viel Getreide "verschoben"
würde. In Mengerskirchen allerdings war man der Meinung, es sei auffällig, daß
vorzugsweise katholische Orte im Oberlahnkreis mit Schutzpolizei belegt würden.
Was tatsächlich das Motiv für die Stationierung der Sicherheitspolizei in
Mengerskirchen war, läßt sich nicht mehr nachprüfen. Das Eine wird man wohl
feststellen dürfen, daß im Flecken nicht allzuviel zu verschieben war, denn die
von den Bauern erzeugten Güter wurden zu einem entscheidenden Teil von der
ortsansässigen Bevölkerung benötigt. Auf eine Intervention der Zentrumspartei
bei dem Landrat in Weilburg hin wurde die Polizeieinheit im November - sie war
im September gekommen - wieder abgezogen.
Die Separatisten
Nach dem deutschen Zusammenbruch im Jahre 1918 entwickelten sich in den
besetzten Gebieten separatistische Bestrebungen, die mit französisch
-belgischer Begünstigung die rheinischen Lande und die Pfalz vom deutschen
Reich zu trennen suchten. Auch Teile des Oberlahnkreises schienen durch die
Separatisten gefährdet, was den Landrat von Weilburg am 7. 11. 1923 zu
folgender Verfügung veranlasste: "Nach zuverlässigen Nachrichten ist es nicht
ausgeschlossen, daß separatistische Banden in den nächsten Tagen einen Vorstoß
in die Randkreise der besetzten Gebiete unternehmen, um die Kassen zu berauben
und auch die rheinische Republik auch ausserhalb des besetzten Gebietes zu
verkünden". Bei der Treue zur Verfassung und dem Staat bestand für
Mengerkirchen diesbezüglich keine Gefahr, während in dem Nachbarort
Niedershausen die separatistische Bewegung Anhänger gehabt haben soll.
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